Die Chorreise 2001

Gewaltige Natur

USA Nordwest + Western Kanada

Klaus Rähse

1. Tag: Salt Lake City


Eigentlich sollte diese Reise schon ein Jahr vorher stattfinden. Aber durch das plötzliche Einschieben der Brasilienreise war sie hinausgezögert worden. Nun aber war der Zeitpunkt da und am 20. Juli um 7 Uhr startete der Passat Chor mit 38 Sängern zu seiner dritten Nordamerikareise.

Heiko hatte heute Geburtstag und aufgrund des Zeitunterschiedes wurde dieser Ehrentag ein besonders langer.

KLM und die Partnergesellschaft NordWest transportierten die Sänger in 17 Stunden Gesamtreisezeit über die weite Entfernung. In Amsterdam und Minneapolis wurde das Flugzeug gewechselt. Dazu 8 Stunden Zeitverschiebung, man war froh, endlich am Startpunkt Salt Lake City in den USA angekommen zu sein.

Schon fast ausgleichend empfing uns die Stadt mit strahlendem Sonnenschein und glühender Bergkulisse. Schon auf dem Transfer zu unserem Hotel Holiday Inn bekamen wir einen kleinen Eindruck von der phantastischen Schaffenskraft der Mormonen. Sie haben seit der Stadtgründung im Jahr 1847 dort in der Salzwüste eine grandiose Leistung vollbracht.

Der erste Abend in Amerika wurde vielfältig genutzt. Einige machten einen ersten Lebensmittel Einkaufsbummel, wo man sogar frei verkäufliches Bier fand. Die Vorwarnungen von Hans Peter betreffs des „trockenen Staates Utah“ waren also übertrieben.

Es wurde im hauseigenen Pool ausgiebig und gelöst geschwommen und im angrenzenden Hotelgarten entspannt. Richtig nett war die locker zusammengewürfelte Gesprächsrunde unter der Moderation von Rolf Bühring. Neben der Frage „wie kam ich zum Passat Chor?“ ging es auch um die Vernichtung der ButtermilchReserven.

Jürgen Wulf, Werner und Krystian warteten auf ihre Koffer, bzw. Instrumente. Krystian hatte vorsichtshalber schon bei einem nahegelegenen Musikalienhändler Ersatz für seine Gitarre getestet. Aber Koffer, Akkordeon und Gitarre tauchten wenig später unbeschadet wieder auf.



2. Tag: Stadtbesichtigung

Rechtzeitig zur Besichtigung des TempelViertels am nächsten Morgen stand unser gebuchter Bus vor der Hoteltür. Jay Butler, der Fahrer, machte einen guten Eindruck, der Bus nicht ganz so.

Man erwartete uns am Temple Square, dem geistigen Zentrum der Mormonen und Gründungskern der Stadt. Auf einer Fläche von 141.638 qm zwischen North und South Temple Street drängen sich alte Gebäude, wie Tempel, Tabernakel und auch das neuzeitliche Church Office Gebäude. Als erstes wurden wir in das North Visitors Center geleitet.

Dann, nach einigen Minuten der inneren Sammlung, stand das erste Gruppenfoto an. Hier wurde ein Ritual geboren. Immer wenn der Ruf „Ulli, das Stativ“ ertönte, wußte jeder was gefordert war: In Dreierreihen gruppieren, nach vorne sehen und lächelnd „Geysir“ (damals noch „Cheese“) intonieren.

Danach erzählten uns eine Reihe von jungen Damen lächelnd etwas über Geschichte und Glaubensgrundsätze der Mormonen. Guter Versuch einer Missionierung, ist aber wahrscheinlich bei den meisten fehlgeschlagen.

Unglaublich die Akustik in der Tabernacle Hall. Das Fallen der Stecknadel überzeugte uns. Als wir um ein Lied gebeten wurden, erklang wenig später in dieser herrlichen Halle das Shenandoah. Die jungen Führerinnen erfreuten uns mit dem auf Deutsch gesungenen Lied Schönster Herr Jesu.

Der abschließende Blick von der 26. Etage des Church Office Building lohnte sich. Selbst aus der Vogelperspektive immer noch gigantisch: das State Capitol, das als das schönste der Staaten gilt, das sechstürmige Tempelgebäude und das neuerbaute Conference Center, von dem unsere weibliche Begleitung sagte, es hätte die räumlichen Ausmaße, um darin eine Boing 747 zu parken. Eine praktische Überlegung ertönte aus dem Hintergrund: „aber wahrscheinlich sind die Türen zu eng“.

Besuch der Kupfermine

Am Nachmittag Besichtigung der Bingham Copper Mine in den nahegelegenen Bergen. Dort wo sich früher ein Gipfel erhob, klafft heute ein riesiges, rostrotes von Menschenhand geschaffenes Loch. Vorher fuhren wir durch ebenso gewaltige, in der Sonne goldgelb glänzende Abraumhalden. In der seit 1906 betriebenen Mine werden täglich 160.000 Tonnen Kupfergestein abgebaut.

Einer der riesigen, zweimannshohen Lastwagenreifen stand zur Demonstration oben auf der Besucherplattform. Hier ist es heiß, ist dies der Eingang zur Hölle? Aufschlußreich (und kühler) war es im angegliederten Museum und im Visitor Center, wo ein InfoFilm gezeigt wurde.



3. Tag: Konzert im Conference Center

Die geplante Abfahrt zum Yellowstone National Park wurde aus gutem Grunde um eine Stunde verschoben. Hans Peter hatte es geschafft, für das um 9 Uhr stattfindende Konzert des Mormon Tabernacle Chores im Conference Center Eintritt zu bekommen. Dieses Konzert wird jeden Sonntag über 10 FernsehAnstalten gesendet.

Meinten wir, damals 1998 bei unserem Konzert in Tampere/Finnland eine große und harmonisch gebaute Halle kennen gelernt zu haben, das hier stellte alles in den Schatten. Der Vergleich mit der Boing 747 war nicht übertrieben. 21.000 Sitzplätze (!), der oberste Rang in grenzenloser Ferne, überdimensionale Bild

übertragungswände, 250 Sängerinnen und Sänger auf der großen, reich dekorierten Bühne, großartiger Klang ...... .

Wir saßen total gebannt und staunten, tief in uns drinnen das Gefühl von Rührung und Ehrfurcht.



Yellowstone National Park

Unser nächstes Ziel: der Yellowstone National Park, größter Park Nordamerikas (ca 900.000 ha) wurde schon 1872 gegründet und beherbergt noch heute große Herden von Bisons, WapitiHirschen, Elchen und Bären. Bekannt ist der Park durch die vielen Geysire, heißen Quellen und großen Wasserfällen. Man bewegt sich im Durchschnitt auf 2.000 m Höhe, was frühe und lange Winter zur Folge hat.

Viele von uns hatten sich für die Selbstverpflegung der nächsten Tage bestens vorbereitet, entsprechende Vorräte eingekauft und selbst schon zu Hause Ausrüstungen, wie Kühltaschen, Teller und Gerätschaften besorgt.

Die Anfahrt von ca. 600 Kilometern stellte eine stramme Tagestour dar. Aber fast nur Autobahn durch landschaftlich schöne und abwechslungsreiche Gebiete ließen uns die Fahrt bei glänzender Stimmung überstehen.

Bei bestem Wetter und noch besserer Laune fuhren wir gegen 17 Uhr in den Westeingang des Yellowstone ein. Zunächst am Firestone River entlang, dann nach der Abfahrt bei Madison rechts das Lower Geyser Basin, Wasserdampf trieb über die Straße. Irgendwo der erste Büffel, alle klebten links an den Busscheiben. „... der ist ausgestopft.“ oder „... der ist tot.“.

Unweit der Old Faithful Lodge bezogen wir, immer zu zweit, unsere Hütten. Recht spartanisch ausgestattet, aber noch gemütlich. Dafür in unmittelbarer Nähe der unzähligen Geysirfelder und heißen Quellen des Upper Geysir Basin’s. Wir saßen sozusagen in der ersten Reihe.

Von Hans Peter bekamen wir eine Karte der näheren GeysirUmgebung, welche mindestens 20 Kilometer Fußwanderwege zeigte. Sie mußten nur „erlaufen“ werden.

Schon am gleichen Abend wurde so manches in der näheren Nachbarschaft erkundet. Zumindest der Supermarkt, in welchem man vom Angelhaken über Feuerholz bis zu Milch und Brot alles erstehen konnte. Wir brauchten uns um unseren Hunger keine Gedanken machen.

4. Tag: Upper Geyser Basin


Und wenn an diesem Tag auch nicht alle die angegebenen Kilometer geschafft haben, es gab so vieles schon in unmittelbarer Nähe zu sehen, dass jeder auf seine Kosten kommen konnte.

Grand und Fountain Geysir, Beauty und Glory Morning Pool lagen nicht zu weit weg oder zumindest im weiteren Blickfeld. Dazu direkt am Spot des etwa stündlich hochschießende Old Faithful Geysir’s. Andere Besucher saßen lange wartend auf Bänken, wir konnten dieses Spektakel immer wieder direkt neben uns empor schießen sehen.

Das Gebäude der großen, alten und ganz aus Holz erbauten Old Faithful Inn mit seinem RiesenKamin in der Lobby war beeindruckend. Daneben die neu erstandene Old Faithful Snow Lodge, welche auch im Winter geöffnet hat. Die alte war einem Feuer zum Opfer gefallen.

Dazu gab es unzählige Erlebnisse, die uns begeisterten. Das Frühstück im Sonnenschein am Firehole River, die frechen Streifenhörnchen bei den Hütten, die so gerne Kekse aßen oder der Wolf (oder war es ein Schakal?) der auf der Wanderung beobachtet werden konnte.

Abends saßen einige trotz des nach Sonnenuntergang empfindlichen Kälteeinbruchs an den in der Nähe befindlichen Picknicktischen und grillten ihre Steaks. Wein und Bier standen unauffällig in Papiertüten getarnt neben den Tellern. Ein Spitzentag, den wir niemals vergessen werden.

5. Tag: Grand Canyon of the Yellowstone

Gleichzeitig mit dem Quartierswechsel nach Canyon Village innerhalb des Parks starteten wir morgens um 8.30 Uhr auf der Yellowstone Rundstraße in Richtung Norden nach Mammoth Hot Springs. Dort oberhalb der KalkSinterterrassen ausgestiegen und den ausgeschilderten Holzbolenwegen über die Main Terrace Area ins Tal gefolgt. Das farbenprächtige Spektakel des mineralhaltigen Wassers, welche die stufenförmigen Anlagen „gebaut“ hat, war beeindruckend.

Kurz vor der Tower Roosevelt Abzweigung sahen wir noch einen über Jahrmillionen versteinerten Baumstumpf, den Petrified Tree, der bei einem Erdbeben wieder emporgekommen ist. Man konnte sich nicht vorstellen, dass dieses „Holz“ jetzt wirklich aus Stein war.

Wieder auf dem Weg, kurz vor Canyon Village am Mt. Washburn (3.122m) machte der Bus durch kurzzeitige Überhitzung abermals schlapp. Aber es war, als wenn es vom Zeitpunkt her geplant war. Der Blick von hier oben war einmalig. Eine weite, hügelige Prärielandschaft, wie im Film. Wir warteten, daß eine Horde wilder Indianer eine Postkutsche überfallen, oder vielleicht eine Bisonherde über das endlose Land donnern würde.

Aber letztere Hoffnung wurde dann doch noch erfüllt. Unvermittelt waren sie plötzlich nach einer Straßenkuppe im Hayden Valley da. Eine große Herde, vielleicht 500 Stück, der lt. offiziellem Parkbericht 11.000 im Park lebenden Büffel lagen, trotteten oder stampften vor und um uns herum.

Zunächst alle raus aus dem Bus, große Begeisterung und allgemeine Fotosession. Solche Bilder hatten wir uns gewünscht, nun war die Situation wahr geworden. Erst als sich einige der wild lebenden Tiere mit beängstigendem Schnauben näherten, meinte Jay, es wäre wohl besser, wir brächten uns in den Bus in Sicherheit.

Nahe dem Platz, wo der Yellowstone River in Tausenden (oder waren es Millionen) von Jahren auf 32 km Länge den Grand Canyon of the Yellowstone gegraben hatte, lag unsere letzte Übernachtungsstätte im Yellowstone National Park. Von diesem leuchtend gelben Gestein war der Name des Parks abgeleitet.

Es war schon Nachmittag und so entschlossen sich viele, sofort zu dem Canyon zu wandern. Schade, daß wir aus Zeitgründen nur Teile der bis zu 360 m hohen Canyonwände am Inspiration Point, Grandview oder auch vom Lookout Point sehen konnten. Die Lower Falls (mit 94 m höher, als die Niagarafälle) waren sehr imponierend.

Unsere Hütten waren wieder rustikal, diesmal aber geräumiger, Alle mit 2 breiten Betten, dazu Duschen im Badezimmer und somit um einiges komfortabler.

Einige Sänger holten ihren Tisch nach draußen und grillten sich ihre Steaks in der hereinbrechenden Dunkelheit. Gewarnt vom Ranger und aufgeschreckt durch die Geräusche sich nähernder Bisons saßen sie jedoch sprungbereit, gegebenenfalls alles im Stich zu lassen, falls es brenzlig werden sollte. Aber es passierte nichts.

6. + 7. Tag: Kanadische Rocky Mountains

Die Tour zum nächsten Highlight unserer Reise dauerte zwei Tage und führte nordwärts über 720 km nach Banff, mitten in den kanadischen Rocky Mountains.

Folgend der Verlauf in Kürze: 8 Uhr Abfahrt Yellowstone. Erstmals 15.45 Uhr „... cross the wide Missouri“, wie viel mal noch, war später nicht mehr feststellbar, fast schon manisch. 18 Uhr Überschreiten der Kanadischen Grenze, Provinz Alberta. DER PASSAT CHOR im Gänsemarsch zur Paßkontrolle, ganz gut zum Beinevertreten. Etwas Bangen: einer hatte sein Einreisepapier in die USA nicht mehr, es wurde nicht gebraucht. Und einer hatte doch tatsächlich zunächst seinen Reisepaß beim Einsammeln nicht abgegeben.

20 Uhr Ankunft in Lethbridge. Übernachtung im mit Komfort ausgestatteten Best Western Heidelberg Inn. Ein Sänger soll sich in der Hotelsauna hervorragend von der Busfahrt erholt haben.

Morgens 8.10 Uhr Abfahrt. 10.45 Besuch des Olympischen Zentrums in Calgary, Ort der Winterspiele 1988. Weiterfahrt um 12 Uhr direkt in die Rocky Mountains. Je weiter wir ins Bow Valley hineinfuhren, desto aufregender wurde die Bergkulisse der nahezu 3.000 m aufsteigenden Cascade Mountains.

13.30 Uhr Ankunft im Best Western Hotel Siding Lodge 21 in Banff. Der Ort ist Zentrum des gleichnamigen 6.641 qkm großen Nationalparks. Er ist der erste Canadische, der zweite Nordamerikanische und weltweit der dritte Nationalpark. Schon 1883 wurde aufgrund der schwefelhaltigen Quellen ein Kurbad eingerichtet.

Bei einem Blick auf alte Fotos stellt man überrascht fest, dass der Ort sich in den letzten 100 Jahren baulich nur sehr wenig verändert hat. Auf der Hauptstraße tobt jetzt allerdings das touristische Leben.

Unser Aufenthalt war auf zwei Übernachtungen begrenzt, das musste genutzt werden. Nachdem man sich in den komfortablen Hotelzimmern eingerichtet hatte, nutzten einige das Schwimmbad, andere erkundeten den Ort mit seinen vielen Läden. Auch ein Liquer Store soll entdeckt worden sein. Einige Sänger fanden den Weg zu den heißen Termalbädern. Auch die Gesundheit sollte nicht zu kurz kommen.

Abends luden die großen Balkone zu verschiedenen Gesprächsrunden ein. Es wurden sogar mittels mitgebrachter Gaskocher Steaks dort gebraten.




8. Tag: Lake Louise

Am nächsten Morgen wurde unserem Reiseleiter anlässlich seines Geburtstages mittels einer Elchmütze von Fiete der Ehrentitel GOM (Grand Old Moose) verliehen. Das Ständchen dazu folgte eine Viertelstunde nach dem Start zum Lake Louise im Musikpavillon im Park am Bow River.

Der 56 km entfernte Lake Louise war über eine 4 spurig ausgebaute Straße schnell erreicht. Andere Busladungen mit Touristen en masse konnten uns nicht vom Genuß des folgenden Bildes abhalten: Der türkisfarbene See mit dem weißen, bis fast zum Wasser reichenden Victoria Gletscher, rechts das imposante, riesige Chateau Lake Louise (5 SterneHotel, 500 Zimmer, 1924 erbaut). Einfach traumhaft, fast schon überirdisch. Man konnte den annähernd um den See herumführenden Wanderweg gehen und alles aus einer anderen Perspektive anschauen. Auch der Verleih von Kanu’s wurde genutzt, um sich ganz in Ruhe dem herrlichen Anblick hingeben zu können.

Für dem Rückweg wurde eine kleinere Straße gewählt und ein Abstecher zum engen Johnston Canyon gemacht.

Sulphur Mountain

Der Nachmittag war ausgefüllt mit dem Ausflug auf den 2.285 m hohen Salpeterberg Sulphur Mountain. Der Großteil der Sänger fuhr mit der Seilbahn bis zum Gipfel. Aber 9 Sangesfreunde ließen es sich nicht nehmen und stiegen den ausgewiesenen Trail nach oben. Mike schaffte das sogar in Sandalen (Hike by Pantoletto). 1.000 m Höhenunterschied, das hat geschlaucht und Schweiß gekostet.

Oben belohnte uns ein wunderbares Panorama (und ebensolches Wetter) mit Aussicht auf den Ort und weit ins Land und auf die umliegenden Bergketten. Die letzten Sänger machten sich erst um 19 Uhr auf den Heimweg, sie wollten diesen beeindruckenden Rundumblick auf sich wirken lassen.



9. Tag: Icefield Parkway

Die Weiterfahrt in das rund 300 km entfernte Jasper sollte uns das einmalige Panorama der Gletscher Strasse Icefield Parkway erschließen. Aber nun hatte sich seit dem Morgen das Wetter erstmalig drastisch verschlechtert. Es war nebligdiesig, die Wolken hingen tief herunter. Von den gewaltigen Bergen und den vielen Gletschern, die die Straße so berühmt machten, war nur wenig zu sehen.

Trotzdem machten wir Stops am Bow Lake mit dem Crowfoot Glacier. Auch der wunderschön von oben zu bewundernde, malerisch liegende Peyto Lake riß uns zu Ah’s und Oh’s hin. Durch das geschmolzene Gletscherwasser wirkte die Oberfläche fast grün und hob sich neben den umgebenden dunklen Tannen phantastisch ab.

Auch der normalerweise außergewöhnliche Blick von der Parkers Ridge, wo sich die Straße in einem weiten Bogen hinaufschraubte, war uns durch das Wetter nicht vergönnt.

Kurz danach überquerten wir die Grenze der ineinander gehenden Banff und Jasper

National Parks (10.641 qkm). Für Wanderfreunde ist dieser Park wegen seiner noch weitgehend erhaltenen Natürlichkeit sehr beliebt, wenngleich durch die hier lebenden Schwarz und Grizzlybären nicht ganz ungefährlich.

Leider hatte sich das Wetter auch noch nicht gebessert, als wir am Icefield Center (1.984 m hoch) ankamen. Hier gingen die Fahrten mit den überdimensionalen Gletscherbussen auf den Athabasca Glacier los. Er ist Teil des Columbia Eisfeldes, welches mit 325 qkm Fläche die größte Nordamerikas ist. Die geplante Exkursion wurde wegen des schlechten Wetters auf die nächsten Tage verschoben. Ein sehr schönes ReliefModell war im Untergeschoß zu besichtigen.

Pine Bungalows in Jasper

Für die nächsten drei Nächte bezogen wir jeweils zu viert ein Holzhaus. Da hatte Hans Peter bei der Planung eine gute Hand gehabt. Die mit Küche, Gartenstühlen, Picknicktischen und Holzkohlegrills ausgestatteten Häuser waren einfach Spitze! Die Lage direkt am Athabasca River, etwas außerhalb des Ortes, nicht zu überbieten. Hier konnten wir uns einmal so richtig mit Steakgrillpartys und Lagerfeuer in natürlicher Umgebung ausleben. Aber Achtung! Auch hier sollte es Bären geben! Vom Juniorchef der Anlage, wurden wir mit herzlichen Worten willkommen geheißen.

Aber bevor die Hütten übernommen wurden und wir uns häuslich einrichteten, fiel der Passat Chor kurzfristig wie ein Heuschreckenschwarm über den Robinson Supermarkt in Jasper ein. Alle Einkaufswagen waren in Kürze vergriffen und die Steaks aus dem Kühlregal verschwunden. Peter Sch. und Rolf B. wollten anscheinend unter die Geflügelzüchter gehen, ihnen flog unversehens ein tiefgefrorener Truthahn zu.



10. Tag: Maligne Lake und Maligne Canyon

Heute musste sich Jay wegen starker Rückenbeschwerden von uns verabschieden. Ein neuer Busfahrer war mitsamt 13jähriger HippiTochter aus Calgary angereist.

Der Ausflug zum eigentlich wunderschön gelegenen Maligne Lake war leider verregnet. Nur schemenhaft konnte man die den See umgebenden Viertausender erkennen.

Auf der Rückfahrt teilte sich der Chor. Der kleinere Teil fuhr mit dem Bus nach Jasper zum Shopping, der größte Teil ließ sich vorher absetzen und wanderte die 3,7 km durch den Maligne Canyon. Hier wand sich der Maligne River schmal und besonders anfangs tief unten durch das Felsengestein. Ein sehr schöner Weg, auf dem wir nur wenige Leute trafen.

So machten wir uns natürlich auch Gedanken, als nach einer beträchtlichen Wartezeit am Bus Roloff und Mike immer noch „verschollen“ waren. Aber gerade, als der Bus anfahren wollte, tauchten sie plötzlich auf. Die Abholzeit in Jasper konnte dadurch nicht eingehalten werden. Hinzu kam, dass Ulli das Bedürfnis hatte, der jungen Tochter des Busfahrers den Ort zu zeigen.

Konzert im Bungalowdorf

Hans Peter hatte mit Michal, dem Manager der Pine Bungalows ein kleines Konzert vereinbart. Freundlicherweise bekamen wir dafür eine große

Fuhre Brennholz zu unserem Lagerfeuerplatz geliefert.

So standen wir um 17 Uhr am Athabasca River und sangen eine halbe Stunde für die Gäste nebst der possierlichen Streifenhörnchen der Anlage. So schlecht kann es nicht gewesen sein, denn es wurden danach noch einige CD’s verkauft.

Ein Ehepaar, welches ein Paar Tage vor der Goldenen Hochzeitsfeier stand, sagte uns, dass dies das schönste Geschenk für sie gewesen sei. Und beim Manager bedankte sich ein jüdisches Ehepaar mit Tränen in den Augen für diese bewegende musikalische Darbietung.

Später, nach 20 Uhr wurde mit einigen der Gäste das Holz bei toller Stimmung am Feuerplatz verheizt. Besonders einfühlsam die „Schattencombo“: Peter L.: Mundharmonika, Krystian: Gitarre, dazu Bernd K. Gesang. Soloeinlagen gab es von Klaus Beier und Wolfram.

Ein plötzlich auftauchender Lieferwagen brachte uns zwei Kartons a 24 Dosen Bier, welche der Manager spendiert hatte. Die einbrechende Dämmerung, der Athabasca River, die Bergsilhouette, romantisch wie im Buch.

11. Tag: Gletschertour und Mt. Whistler

Der heutige Tag wurde etwas ruhiger angegangen. Am Vormittag holte eine kleine Crew die verschobene Tour auf den Athabasca Gletscher nach. Ja und diesmal hatte es hingehauen: strahlender Sonnenschein genau über dem Eisfeld. Während des Aufenthaltes auf dem ewigen Eis konnten wilde Mufflons mit den großen Hörnern beobachtet werden.

Nachmittags fuhr uns der Bus zur Seilbahnstation des 2.286 m hohen Mount Whistler. Oben konnte man noch ein Stück weiter wandern, die Luft wurde ganz schön dünn. Der RundumBlick wieder phänomenal. Gut konnte man die bewaldete „Halbinsel“ erkennen, auf der wir wohnten.



12. Tag: Kamloops

Schwer trennten wir uns von Jasper, zu schön waren diese Tage gewesen. Aber nun gings mit einer zweitägigen Fahrt nach Vancouver. Eine erste Pause gab es am Yellowhead Pass, an der Grenze zur Provinz British Columbia. Ein weiterer Stop mit Gruppenfoto vor dem Mount Robson (3.954 m). Dieser zeigte sich uns in voller Größe bis zum Gipfel in strahlendem Sonnenschein. Das dies außergewöhnlich war, erfuhren wir im Informationsgebäude. Fast immer hat dieser Berg im oberen Teil eine Wolkenkrone.

Und dann kam es ganz dick (oder platt): Um 10 vor 10 platzte der linke Vorderreifen unseres Busses. Gott sei Dank, die Strecke war gerade und es ging leicht bergan. Unser Fahrer konnte den Bus vorsichtig abbremsen und zum Halten bringen. Erst nachdem wir auf der Straße standen, wurde uns bewusst, dass wir wohl jede Menge Schutzengel gehabt haben.

Der Fahrer eines vorbeifahrenden Straßenwachtautos verspracht, Hilfe über eine Reifenfirma heran zu holen. Aber das dauerte. Noch eine weitere Straßenwacht hielt und wollte sich kümmern, und

Bernd K. machte sich per Anhalter auf den Weg zum nächsten Ort, um zu telefonieren. Und dann, gegen halb zwei hielt der PickupWagen der Reifenfirma und der Monteur brauchte nur eine Viertelstunde, um einen neuen Reifen zu montieren. Beifall vom Chor.

Nach 4 Stunden Zwangspause neuerlicher Start. Im nahegelegenen Clearwater wurde eine EiscremePause eingelegt und bei der dort ansässigen Reifenfirma vorsichtshalber auch der vordere rechte Reifen ersetzt.

Schon bei der Anfahrt zum Hotel sahen wir das tolle Panorama von Kamloops. Einige rufen: „Ulli, ein Foto.“, Ulli jammert leise: „Sch... , ich habe keine einziges Bild mehr.“ Stimme aus dem Hintergrund: „Das merkt doch niemand.“.

Alles weitere ging dann Schlag auf Schlag. Einchecken in der Hospitality Inn. Alle Zimmer mit Super Fernblick. Bei herrlich warmen Wetter aufgrund des Zeitverlustes nur kurzes Bad in dem ebenfalls toll gelegenen Außenpool.

18.45 Uhr Treffen zur Chorprobe im Untergeschoß des Restaurants Chapters Viewpoint. Eine Probe, so recht nach dem Geschmack unseres Chorleiters. Alle Sänger und Instrumentalisten motiviert bis in die Zehenspitzen.

Eine Stunde später dann das Steakessen anlässlich der vergangenen Geburtstage von Heiko und Hans Peter. Und wiederum: Tolles Panorama, diesmal bei Nacht mit den Lichtern der unter uns liegenden Stadt.



13. Tag: Vancouver

Am Morgen ergriff Fiete das Busmikro und bedankte sich bei Wolfram für die gute Probe und bei Heiko und Hans Peter für den schönen Abend. Beifall und Zugaberufe. Hans Peter erläutert dann den Plan und Ablauf für die letzten Tage in Vancouver. Jeder bekam einen kleinen Innenstadtplan, wo vor allen Dingen der Standtort unseres Hotels eingezeichnet war.

Eine Mittagspause gab es in der Ortschaft Hope. Dort gab es große HolzSkulpturen welche bei jährlich stattfindenden Wettbewerben mit Kettensägen geschaffen werden. Es war schwer vorzustellen, dass diese feinen Schnitzereien mit so einem Werkzeug hergestellt worden waren.

Schon um 15 Uhr erreichten wir ohne langes Suchen unser im Zentrum von Vancouver, Ecke Granville und Dunsmuir Street liegendes Hotel St. Regis. Die Zimmerverteilung dauerte dafür etwas länger, hatte doch das Hotel die Zimmereinteilung geändert. Ehe die alten Zweierkombinationen wieder hergestellt waren, verging einige Zeit.

Gretel Low wartete indessen sehnlichst darauf, den Chor begrüßen zu können. Sie lebte schon seit 40 Jahren in Kanada, hat seit einigen Jahren auch in Travemünde eine Wohnung und singt (wenn sie denn dort ist) im Gemischten Chor. Sie hatte verschiedenes Karten und Informationsmaterial für alle Sänger mit.

Im Fahrstuhl hing wenig später eine Mitteilung, dass um 22 Uhr ein RiesenFeuerwerk an der English Bay stattfinden würde.

Schon kurze Zeit später zogen die meisten Sänger in die

Stadt. Zwangloses Kennenlernen von Land und Leuten.

Diejenigen, die noch nicht zu müde waren, genossen am späten Abend zusammen mit Hunderttausenden von Leuten aus Vancouver das von den Chinesen gesponserte, wirklich spektakuläre Feuerwerk. Auf dem Weg nach Hause musste festgestellt werden, dass die Pubs pünktlich um Mitternacht schließen.



14. Tag: Stadtbesichtigung

Zur Besichtigungstour per Bus bekamen wir einen Extrareiseführer: Hardy Goetsch, pensionierter Ingenieur, seit 36 Jahren in Kanada.

Zusammen mit Gretel Low ging es als erstes zum Stanleypark, eine ca. 400 ha große Halbinsel im Norden von Vancouver. Bekannteste Sehenswürdigkeiten sind dort u.A. die Totem Poles (Totempfähle der Indianer) und der Lions Prospekt Point, von dem man einen großen Ausblick auf die Lions Gate Bridge und das vorgelagerte WestVancouver hat.

Dann ging es unterhalb des Westend am ExpoGelände und am Stadion (64.000) Zuschauer) vorbei. Weiter über die English Bay, World Trade Center, Chinatown und Gastown zum Alten Bahnhof.

Letzter Punkt war der Little Mountain im etwas außerhalb liegenden Queen Elizabeth Park, die höchste Erhebung, früher ein Steinbruch, heute eine weitläufige Parkanlage.

Capilano River

Auch für den Nachmittag hatten wir uns mit Hardy Goetsch verabredet, um durch North Vancouvcer zur langen FußgängerHängebrücke über den tief darunter liegenden Capilano River zu gelangen. Eine reizende Führerin erklärte uns die Entstehung der Brücke und des dazugehörigen Naturparks. Leider hielt auch hier das Schmuddelwetter an.

Noch wesentlich interessanter, dazu kostenfrei, waren die Fischtreppen am selben Fluss. Hier konnten wir beobachten, wie die Wildlachse sich den Fluß von Stufe zu Stufe hocharbeiteten um oberhalb zu laichen.



15. Tag: Segeltörn auf See

Die angekündigte Überraschung am Freitag war ein Segeltörn vor der Küste. Um ungefähr 11 Uhr legten wir auf der 18 Meter langen Ketsch „Arasheena“ im Sporthafen von Vancouver ab. Weiter draußen wurden durch die Chormannschaft die Segel gesetzt, um dann nördlich die Küste hochzuseilen. Wieder prächtiger Blick auf die Lions Gate Bridge und WestVancouver.

Dieter Sch.’s Passat Chor Mütze fiel ins Wasser. Sagte Roloff in Anspiegelung auf die damals in Brasilien ebenfalls ins Wasser gefallene Brille: „Typisch Passat Chor, verteilt seine Sachen auf alle sieben Weltmeere!“.

In den Bergen waren weiße Wolkenfetzen, aber der Himmel hielt seine Schleusen dicht. Ab und an traf uns sogar ein Sonnenstrahl.

Wir genossen es, im Wind zu stehen und das herrliche Panorama der Küsten mit den bunten Leuchttürmen vorbeiziehen zu sehen.

Für den Rest der Reisekasse war ein leckerer Imbiss bestellt worden. Die frische Luft hatte für Hunger gesorgt.

Am Nachmittag liefen wir wieder ein. Und da ist der Passat Chor eigen: nur mit eigenem Admiral, unserem Heiko am Ruder!

Konzert im Deutschen Haus

Schon eine halbe Stunde nach Ankunft im Hotel ging es geschniegelt und gebügelt um 16.30 Uhr weiter, da für den Abend ein Konzert im Vancouver Alpen Club angesagt war. Zunächst leichte Suche nach dem Deutschen Haus. Aber dann sahen wir es, unverwechselbar im Bayrischen Look und mit vielen roten Geranien in den Blumenkästen.

Stellprobe mit Ansingen im Saal, gute Akustik. Kurze Zeit später gemeinsames Essen mit einigen Mitgliedern des Concordia Chores. Zur Auswahl standen Rouladen oder Schweinebraten, wie sollte es in einem Deutschen Haus auch anders sein! Nach Austausch von Geschenken und Chornadeln herrschte erst mal eine Stunde Ruhe.

Dann endlich, nach einer offiziellen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Concordia Chores Arthur Lübkemann und dem Generalkonsul von Vancouver, Klaus Kröger, durften wir loslegen. Der vollbesetzte Saal hing für zwei Stunden an unseren Lippen. Danach langer Applaus. Das war ein gutes Konzert, über welches auch die Presse und das Fernsehen in Vancouver überschwänglich berichteten.



16.+17. Tag: Granville Island und Abschied

Heute ging es nun definitiv zurück nach Deutschland. Wir konnten es gar nicht begreifen, dass die erlebnisreiche Zeit vorbei war.

Die Koffer kamen ein letztes mal in den Bus und wir verbrachten die Zeit bis zum Abflug auf Granville Island. Auf dieser Insel, aus einer Industrieansiedlung entstanden, gab es fast alles zu kaufen. Wir fanden nicht nur reine Touristengeschäfte und Restaurants, sondern auch vortragende und arbeitende Künstler, Bierbrauer, Segelmacher, usw. Besonders angetan hatte uns die große Markthalle direkt am Wasser, in der es jede erdenkliche Art von frischen Lebensmitteln gab. Ein buntes Durcheinander, um die wehmütige Stimmung etwas aufzuhellen.

Auf der gegenüberliegenden Flußseite konnte man in der Sonne noch ein letztes mal die moderne Skyline Vancouvers sehen. Dann war der Zeitpunkt da, wo uns der Bus zum Flughafen brachte. Diesmal ging es nonstop nach Amsterdam und von dort nach Hamburg.


* * *

Eine großartige Chorreise war zu Ende. Fotos und Videos werden unsere Erinnerungen an das zurückrufen, was in den letzten zwei Wochen auf uns eingestürmt war. Good bye Amerika und Kanada, vielleicht gibt es irgendwann nochmals ein Wiedersehen.