2017: KLAIPEDA Passat Chor Reise vom
25.77.- 31.07.2017 von Thorwald Suhr |
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Auf der Fahrt zum Ostuferhafen in Kiel hatten wir auf der Bundes-straße bei Preetz einen längeren Stau wegen eines Verkehrsunfalls, und Klaus Jürgen ist vorgelaufen und hat sich dafür eingesetzt, dass wir vorbeigewunken wurden. Wir erreichten die Fähre rechtzeitig. Im Schiff vor der Rezeption waren alle wieder mal nervös, so dass der Purser streng aber freundlich zu Klaus und mir sagte: „Wir drei arbeiten zusammen !“ Klar dass jeder seine Kabine bekam,und zwar wieder so, wie das vorher geplant war. Ausfahrt abends bei grauem Himmel. Noch in der Captain´s Bar bei einem Bier gesessen. Zweiter Tag, Dienstag 25.7. Frühstück, Sonnenschein und glatte See. Später frischt der Wind auf, und Deck 7 und 8 werden geräumt. Um 11 Uhr Probe und kleiner Auftritt in Captain´s Bar zur Freude vieler Touristen. Beim „Drunken sailor“ schwanken wir tatsächlich wegen des Seegangs. Währenddessen war eine kranke Person per Hubschrauber von Danzig aus abgeholt worden. Die Stimmung ist super, und der Purser gibt für alle ein Bier aus. Peter R. verkauft viele CDs. Nachmittags waren einige an Deck oder in der Koje oder sind auf eigene Rechnung essen gegangen. Ankunft in Klaipeda 1,5 Stunden später. Es ist warm in Klaipeda. Ein Bus bringt uns ins Hotel „Lugne“ im Süden der Altstadt. Das Hotel ist recht bescheiden, und das führt bei einigen zu Frustrationen. 19.30 Uhr Essen im Hotel, in Plüschsesseln und einem Ambiente, das leicht französisch angehaucht ist. Der dritte und vierte Tag bringt für uns ein touristisches Programm, das Klaus-Jürgen mit Hilfe seiner Kenntnisse von Litauen sorgfältig zusammengestellt hat. Am Mittwoch hatten wir einen Stadtrundgang mit Frau Angele, die sehr engagiert ist und ausgezeichnet Deutsch spricht. Die enge quadratisch angelegte Altstadt, die von Krieg und Sowjetzeit sehr heruntergekommen war, wird Haus für Haus renoviert. In den letzten acht Jahren hat sich sehr viel getan, weiß der Verfasser dieser Zeilen. Klaipeda war bis 1920 Memel im Deutschen Reich. Die evan-gelische Johanniskirche soll wiederaufgebaut werden, dort steht auf leerem Rasengrundstück eine Glocke zur Mahnung und Erin-nerung. Auch das Segelschiff „Meridianas“ im Flusshafen der Dane ist sorgfältig renoviert worden und bietet Platz für ein Restaurant. Am Brunnen auf dem Marktplatz haben wir das Liebeslied „Ännchen von Tharau“ vor den Marktleuten und Touristen gesungen. Man hat freundlich geklatscht. Eine Bemerkung dazu: Die Bewohner Klaipedas haben noch in Sowjetzeiten Geld gesammelt und 1988 die Skulptur neu schaffen lassen und an historischer Stelle wieder aufgestellt. Die Brauereibesichtigung von SVYTURIS („Leuchtturm“) wurde von einem jungen dynamischen Mann namens Arnold durchgeführt. Wir sahen die modernen Braukessel und die Abfüllabteilung, und die Damen im Büro winkten fröhlich durch die Glasscheiben. Natürlich waren wir auf die Verkostung neugierig. Da ließ Arnold sich nicht lumpen, denn zu allerlei Snacks gab es fünf oder sechs verschiedene Biersorten, so dass wir leicht beschwipst waren, was der Stimmung noch mal Auftrieb gab. Für alle diese Tage haben die meisten von uns die „Friedricho-Passage“ mit verschiedenen Restaurants entdeckt und es sich wohl sein lassen. Der vierte Tag brachte uns den Tagesausflug auf die Kurische Nehrung bis nach Nida. Neringa heißt heute die 50 km lange Großgemeinde. Angele war wieder sehr freundlich und konnte uns alles genau erklären. Zum Urlaubmachen dort in Nida müsste man – von der Hausmiete abgesehen - die Fähre über den Nemunas (früher Memel) und wenig später den Eintritt in den Nationalpark zahlen, erklärte sie uns ganz ehrlich. Viele von uns waren über die scheinbar endlosen Kiefernwälder überrascht, wo man doch riesige Wanderdünen erwartet hatte. Wir sahen die Kormorankolonie auf hohen Kiefern, und dann kam endlich die Sonne durch und ließ das Haff silbern blinken. Eine Dame hielt uns einen Vortrag über die Kurenwimpel, die einst die Boote zierten und heutzutage sehr kunstvoll angefertigt als Hausschmuck dienen. Angele schilderte uns Thomas Manns Jahre 1929, nachdem er den Literaturnobelpreis bekommen hatte, bis 1932, als er hier auf der Anhöhe das schön anzusehende Haus mit seiner Familie als Sommerfrische nutzte mit Blick über das Haff. Dann ging es zu einem litauischen Mittagessen, sehr schön platziert in einer Laube und unter Sonnenschirmen. Interessant war auf jeden Fall die Rote-Bete-Suppe. Unser Auftritt fand im Kurort Nida im Kurpark statt. Die Runde war gut gefüllt, und man klatschte recht freundlich. Ralphs Moderation ging meist auf Englisch, da die meisten Zuhörer wohl Litauer, sonst Deutsche und Skandinavier waren. Stephan diesmal mit Mandoline. -„Bap bap bap bap, de de de de da da“ hat Johnny dieser Tage intoniert, der instrumentale Auftakt zu „Auf Wiedersehen“, was immer wieder für allgemeine Heiterkeit sorgte. Jeder bekam vom Tourismusbüro ein Tütchen mit Erinnerungen, unter anderem vier Untersetzer. Vor der Rückfahrt waren wir noch auf der Hohen Düne mit dem Sonnenkalender, wo es anfing zu regnen, das einzige Mal in diesen Tagen. Angele hat uns auf der Fähre dann noch mal über die Industrie Klaipedas informiert und mehrfach auf den neuen Flüssiggasterminal hingewiesen. Umgekehrt hatte sie uns nach dem Namen PASSAT gefragt. Zu unserer inneren Freude hat ihr Trinkgeld schätzungsweise - keine Ahnung - ein Fünftel bis ein Viertel ihres Monatslohnes betragen. Fr 28.7. Fünfter Tag: Die folgenden drei Tage fand das JUROS SVENTE statt, das Meeresfestival, mit Großseglertreffen, Jahrmarkt, Kunsthandwerk, Flohmarkt und unseren Auftritten. Klaus Jürgen hat uns noch mal das Programm erläutert, so wie es nach vielen Korrespondenzen festgezurrt worden war. Aber es kam heute doch alles ganz anders. Denn es wurde für uns der „Tag des Wartens“. Zweimal waren Soundchecks geplant für spätere Auftritte. Den ersten Punkt mitten in der Altstadt fanden wir sofort, aber warteten dort eine Stunde lang umsonst. Wir bekamen dann eine neue Uhrzeit, gingen dann rüber zum Hafen, wo wir erst mal bei einem Bier auf den Holzbänken in der Nähe der Großen Bühne und des schwedischen Segelschulschiffes „Tre Kronor“ saßen. Die russischen Großsegler und die polnische „Dar Mlodziezy“ ließen noch auf sich warten. Die „Shabab“ aus dem Oman sowie ein portugiesischer und ein brasilianischer Großsegler hatten schon festgemacht. Da plötzlich: Eine junge schöne blonde engagierte Dame, die wohl die Genaralmanagerin war, sagte uns, wie es weitergehen sollte. Erst mal Soundcheck und dann sollten wir das Mittagessen einnehmen in der Nähe des Kastells, aber auch dort hieß es wieder: Warten. Die Erklärung war einfach: Die Innenstadt war mit den zwei Hauptnordsüdstraßen im Zentrum gesperrt und nur für Fußgänger freigegeben, so dass die Caterer nicht rechtzeitig kommen konnten. Wir bekamen Wurst und Pommes in Plastik-behältern. Einige verpflegten sich daher selbst. Dann hieß es: 15 Uhr Soundcheck in der Klaipeda Kulturhalle. Nun sollten nicht nur die Instrumente, welche von den Chormitgliedern mühsam hin-und hergeschleppt wurden, sowie die etwas Fußlahmen sondern alle mit Taxis befördert werden, was nur schleppend voran ging. Da machte sich eine Gruppe mit Stephan und Thorwald voran auf den Weg und erreichte in flottem Tempo zu Fuß nach 22 Minuten die Konzerthalle. Dortselbst hieß es in einem Vorraum wieder Warten, bis wir den Soundcheck auf der Bühne hinter uns gebracht hatten. Wir verbrachten die Zeit bis 20 Uhr mit einem gemütlichen Bier unter Linden und dann in der Kulturhalle auf der Empore, wo wir den Ansprachen und Ehrungen des MARINEBALLS lauschten, zu dem augenscheinlich ausgewähltes Publikum eingeladen war. Endlich um viertel nach Acht hatten wir zwei kurze Auftritte, einmal auf der Bühne drinnen, mit nur zwei Liedern. „Aloa Oe“ war Spitze, da hatten wir Erfolg für unsere Mühen, denn das Publikum klatschte für eine Zugabe. Aber wir Blauen Jungs durften nicht mehr „zu Gabi“, denn wenig später ging es draußen im Park unter der Konzertmuschel weiter. Ein herrlicher lauer Sommerabend mit Häppchen und Sekt, aber nicht für den Passat Chor, und mit anderen Musikern und uns als Hintergrundmusik. Bei „Yellow Submarine“ kommt unser Gag nicht an, und bei „South Australia“ ist plötzlich das Mikro weg. Aber der Bus stand wenigstens vor der Tür, der uns zurück ins Hotel brachte. Diskomusik und überhaupt das pralle Leben tobte in der Stadt. Sonnabend 29. Juli, sechster Tag. Der wichtigste Tag für uns mit drei Auftritten. Nach dem Frühstück Warten in der Lobby. Um 12 Uhr Auftritt auf kleiner Bühne zwischen Fachwerk- und renovierten Häusern der Altstadt. Ein herrlicher Sonnentag, die Sonne brennt sogar. Wir sind gut drauf, singen auch aus unserer „Seekiste“ und nicht nur die Shanties . Ralph moderiert auf Englisch und Deutsch, erwähnt auch „von der Maas bis an die Memel“, aber das hat kaum einer im Publikum verstanden, und dann ist es auch egal. Die Leute sind echt begeistert, viele ältere Frauen sind dabei, auch eine attraktive jüngere, die, wie sich herausstellt, eine Mitarbeiterin von Klaus Jürgen war. Aber wohin sollte er mit den Blumen? Wie schön, dass wir Anja haben (die sie auch weitergab). Zum Mittagessen (Imbiss gegen Auftritte war verhandelt worden) ging es wieder zum provisorischen Platz am Kastell, und wie gehabt mussten wir wieder warten. Na und? Kennen wir doch schon.„Liaison officer“ stand auf den Hemden der von der Stadt angestellten jungen Mädchen. Hm. Was´n dat? Um viertel nach Zwei kommen die „Kater“ mit dem Essen, aber auch einige der jungen Mädchen mit dem dringenden Hinweis, wir müssten SOFORT zur Hauptbühne kommen. So schlängelten wir uns durch die Besuchermassen, stellten nebenbei fest, dass sowohl die „Mir“ als auch die „Krusenstern“ und die „Dar Mlodziezy“ inzwischen festgemacht hatten, und nahmen auf der Hauptbühne Aufstellung. Es wurde richtig spannend. Wir schauten runter auf Hunderte von Besuchern, unter anderem fiel die Gruppe der brasilianischen Matrosen optisch angenehm auf. Von unten fotografierte alles unser Hartmut Haase. Die Anspannung war deshalb allgemein so groß, weil nun die Ministerpräsidentin Grybauskaite, von ihren Leibwächtern umgeben, unten vor der Bühne erschien. Kleidung und Haarschnitt Frau Merkel sehr ähnlich. Wir umrahmten ihre Ansprache räumlich und zeitlich, unter anderem mit „John Kanaka“. Im englischen Teil ihrer Ansprache machte sie einen Unterschied zwischen „neighbours“ und „friends“, was die meisten von uns als Seitenhieb auf Russland verstanden. Die Omani von der „Shabab“ waren mit Dudelsack angerückt, und die Leute von der „Großherzogin Elisabeth“ schwenkten auch unseretwegen zwei riesige Fahnen. Es war doch nach all dem Hin und Her recht befriedigend geworden. Denn nun folgte noch der Auftritt auf der prächtigen „Dar Mlodziezy“,was unser Przemek mit „Geschenk der Jugend“ übersetzte und auf der wir Aufstellung Richtung Kai nahmen. Hartmut, unser Erster Sprecher, hielt danach eine kurze Ansprache und konnte, nachdem der Bürgermeister Klaipedas heraufgerufen worden war, den Briefgruß und den Rotspon des Bürgermeisters unserer Hansestadt Lübeck übergeben. Das waren dann unsere drei Auftritte gewesen, und natürlich machte sich Erleichterung bei uns breit. Darüber hinaus waren wir in den VIP-Bereich auf dem Kai eingeladen, wo wir in der Nachmit-tagssonne Bier und Wein genossen und alle gegenseitig sehr freundlich waren. An einem der Stehtische waren schöne Frauen zu sehen, die sich von uns auch gern fotografieren ließen. Klar, die Stimmung war sehr gut bis ausgelassen, denn es gab für die Blauen Jungs auch immer wieder Häppchen, welche für die bedienenden jungen Mädchen auch leicht unter die Leute zu bringen waren. Mein Gott, wie ging es uns gut! Abends das Feuerwerk wunderbar. Sonntag, 30.7., letzter Tag in Klaipeda. Bis 12 Uhr sollten die Zimmer geräumt sein. In kleinen Gruppen machten die meisten noch einen Stadtrundgang und erfreuten sich der heiteren Stimmung eines Sonntagmorgens. Konnte man die preisgünstigen Pfifferlinge auf dem Markt unbeschadet nach Hause bringen, war eine vieldiskutierte Frage, während bei Bernsteinschmuck ja wohl hauptsächlich der Geschmack entscheidet. Nachmittags geht es noch mal in die „Fressgass“, wie man auf Hessisch sagt. Um 18 Uhr warten wir eine knappe Stunde auf der Straße auf den Bus mit dem Gepäck. Ein Bettler kriegt etwa 5 €von uns in Münzen, weshalb er sich überschwänglich bedankt. Das Einchecken für die Fähre und Verteilen der „Wautschers“ ging wieder mit einiger Nervosität vor sich; mein Gott, wieviel könnten wir von den Amerikanern lernen, die unnötige Anspannungen dieser Art hassen! Auslaufen bei schönem Abendhimmel vorbei an den berühmten Großseglern. Die Ostsee sei das „Meer des Friedens“, hieß es stets im europäischen Ostblock und wurde im Westen oft als Propaganda belächelt. Aber verkehrt ist das im Grunde ja gar nicht. Wie sich doch die Zeiten ändern, und wir uns in ihnen! (Um nicht den berühmten Spruch auf Latein zu bringen.) Montag 31.7., achter Tag: Um 7 Uhr morgens ist an Steuerbord Bornholm zu sehen. Die Uhren müssen wieder umgestellt werden. Um 11 Uhr unser letzter Auftritt in der Captain´s Bar zu unserem Vergnügen und dem der Mitpassagiere. Peter Loose spielt noch mal auf, denn wir sind richtig gut drauf! Im Fehmarnbelt ein Verkehr wie auf der Elbe bei Brunsbüttel. Gegen 16 Uhr Einlaufen Kiel (Kylis auf Litauisch) bei herrlichem Wetter.Tschüs DFDS, war eine gute Seereise! Unser Bus ging diesmal über Segeberg, und Hartmut dankte Klaus-Jürgen noch mal herzlich. In Stockelsdorf und Travemünde warteten schon „unsere lieben Frauen“. Das war eine gelungene Reise! Thorwald Suhr, Passat-Chor . |
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