2014 Kurztrip nach Oslo
von Torwald Suhr |
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Unsere Oslo-Fahrt
10. bis 13. Mai 2014
Samstag
10. Mai:Um 10 Uhr holte der Bus der Firma Behrens einen Teil von uns in
Stockelsdorf ab und eine halbe Stunde später die anderen in Travemünde. Marion
und Hilde waren die einzigen Frauen, die dort auch Abschied nahmen.
Fördermitglied Hartmut Hase war erfreulicherweise mit von der Partie. Einer hatte einen
riesigen Koffer dabei, als ob es wieder nach Ushuaia ginge. Wetter 11 Grad,
bedeckt. In Eutin wurden noch mehrere Personen aufgenommen, auch unser
Hochzeitspaar. Die
Fahrt verlief zügig und ohne Probleme, so dass wir reichlich Zeit hatten, die
Fährschiffkarten abzuholen, zu verteilen und noch ein Bierchen zu trinken.
Plötzlich eine gewisse Unruhe, denn ein Koffer hatte sich selbständig gemacht,
war einfach wie vom Erdboden verschluckt. Fand
sich dann aber doch wieder an. Das
riesige Schiff „Color Magic“ der norwegischen Linie hat die meisten von uns
doch einigermaßen überrascht, obwohl man so was ja aus Film und Fernsehen zu
kennen meint. Sehr amerikanisch, das
Ganze, wie auf einem Kreuzfahrtschiff.
Immerhin konnten wir uns schnell orientieren, und die gläsernen Fahrstühle
funktionierten sehr präzise. Man fand sich auf dem Sonnendeck (Deck Nr. 13)
wieder und verfolgte das Auslaufen. Ralph
als geborener Kieler Ostufer-Jung gab einiges zum besten über die Förde und wie
es damals dort war. Am
Heck fand sich eine Runde unserer „starken jungen Männer“ ein, die mit den
Damen eines schwäbischen Sportvereins flirteten und später viele Lieder
schmetterten – großartige Stimmung, bis uns der kühle Fahrtwind vertrieb. Um
17.30 ging es auf Deck 6 zum „Grand
Buffet“, wo wir zu unseren Plätzen geführt wurden und es uns gut sein ließen.
Color Line lässt sich nicht lumpen, denn das Angebot war einfach überwältigend.
Auch gab es keine Drängelei , alles lief gesittet ab, und man empfahl sich
gegenseitig dieses und jenes. Ein Blick nach draußen zeigte uns die gigantische
Große-Belt-Brücke in Dänemark, die wir
gerade unterfuhren. Abends
ging man noch mal an Deck oder trank in der Kneipe auf Deck 7 noch ein Bierchen und schwatzte. Der Abend
wurde meist nicht sehr lang, denn alle freuten sich auf Oslo. Sonntag,
11. Mai: Frühstück in alter Frische. Draußen zogen die ersten Ufer des
Oslo-Fjordes vorbei unter einem freundlichen Himmel. Für Siggi sangen wir Happy
Birthday, alles Gute für unseren Akkordeonisten! Später
kam die Sonne durch. Holmenkollen und das Rathaus konnten wir schnell
ausmachen. Einige kannten Oslo ja schon vor 1969, als das Erdöl-Zeitalter in Norwegen begann. Damals war
die Stadt – im Gegensatz zu Stockholm – zum Teil ärmlich, etwas grau und
unansehnlich. Heute
dagegen eine sehr moderne europäische Hauptstadt, die sich an die Hügel und
Berge anlehnt und als Agglomeration ein Drittel der Bewohner Norwegens umfasst. Das
Von-Bord-Gehen stellte sich als recht unkompliziert dar. Der Bus wartete schon
mit dem Fahrer Ola und der Stadtführerin Marit. 3 Stunden Rundfahrt, das hatten
Jens und Peter so als Paket eingekauft. Marit
machte ihre Sache gut, auf Deutsch. Es fing an mit der Tunnelfahrt unter
Akershus durch zur Bucht, wo die neue Oper steht. „Barcode“ nennen sie die
Reihe der 11stöckigen Bürohäuser, wo mehrere Baublöcke abgerissen wurden. Die
Stadt wird dort völlig neu gebaut, und Marit ließ ein wenig ihren Stolz darauf
durchblicken. „Road Construction until 2015“ ist im Stadtplan der
Touristen-Information zu lesen, und über ein gerade morgens freigegebenes Stück
Straße durften wir im Schritttempo gleiten, denn andere wollte dort natürlich
auch fahren. Bauen am Wasser ist die Devise, und in ein paar Jahren wird man
die ganze Strecke an den zwei Buchten entlang bis zur Museumshalbinsel
spazierengehen können. Den Hinweis unsererseits „Reichtum durch Erdöl“ parierte
Marit mit der Bemerkung, dass man ja
keine Arbeitslosen habe, denn die säßen ja alle in den Ämtern und Behörden. Wir
fuhren dann die Karl-Johans-Gate entlang mit all den berühmten Gebäuden, am
Schloss vorbei zum Vigeland-Park. Das
ist Teil des großen Stadtparks, und einheimische Familien und Jogger mischen
sich mit den Touristen. Wunderbar die vielen Figuren in Lebensgröße, die der
Bildhauer (1869-1943) über eine lange Zeit geschaffen hatte. Die Skulpturen
schlagen die Besucher in ihren Bann, denn offensichtlich waren dem Künstler
keine menschlichen Regungen fremd, und doch ist das Betrachten in jeder
Hinsicht ein ästethischer Genuss. Durch die Steinerne Allee geht es hinauf zum
17 m hohen Monolithen, von wo aus wir auch eine gute Aussicht auf das Stadtzentrum
hatten. Weiter! Hinauf auf 400 m Höhe
zum Holmenkollen. Endlich hatten wir dort eine Toilette, auch sehr wichtig auf
solchen Reisen. Über
die riesige Sprungschanze kann man im Sommer am Stahlseil herunterrasen, und
wir überlegten , ob wir mit unserem Alter von zusammen etwa 2500 Jahren – äh,
als Gruppe - dazu den Mut hätten. Marit
sprach mit feiner Selbstironie über ihre skibegeisterten Landsleute, die auch
bei Nebel jubeln und Fähnchen schwingen. Nett! Museumsinsel
Bygdöy: In der Halle, wo die FRAM des Fritjof Nansen wie ein Nationalheiligtum
aufbewahrt wird, hätten wir mal kurz singen können. Verpasste Gelegenheit. Das
Schiff wird wunderbar modern präsentiert, alle Achtung. „Abfahrt
des Busses 13.28 Uhr“, hatte Marit gesagt. Darüber hatten wir dann alle
zusammen gelacht. Klar war aber auch, dass die ihren festen Fahrplan hatten. 14
Uhr Vorfahrt beim Hotel. Leider waren viele Zimmer noch nicht fertig, Einchecken
erst 15 Uhr. Warten , Schwatzen im Raum neben der Rezeption. Na ja. Als Peter
sein Akkordeon anstimmte, ging alles aber plötzlich ganz schnell. Der
Nachmittag und Abend stand zur freien Verfügung. Soweit der Schreiber dieser
Zeilen es mitbekommen hat, sind alle auf Erkundungstour in kleinen Gruppen
gegangen. Wir sind in einer kleinen Gruppe zum Schloss und weiter hinunter die
Karl-Johans-Gate. Überall waren schon die Gitter aufgestellt für die Parade am
Nationalfeiertag. Und
überall war geflaggt; beinahe hätten wir gesagt: Das wäre doch nicht nötig
gewesen!, bis wir merkten, dass Shimon Perez zu Besuch kommen sollte.- Neben
den Wasserfontänen steht seit ein paar Jahren der Teufel als Skulptur mit
Hörnern, Bocksfüßen und – nun ja, prächtig ausgebildeten strammen männlichen
Teilen „in Bereitschaft“, die bei allen Spaziergängern verschämtes Kichern bis
lüsterne Blicke auslösten. Am Kiosk lasen wir die Zeilen, dass der Terrorist
Breivik viele Briefe ins Gefängnis bekommt, der letzte von einem jungen Mädchen.
Da fassen wir uns an den Kopf. Nicht mal ignorieren, wie der Wiener sagt, wäre
die richtige Reaktion. Dann
Aker Brygge, wo alle hinlaufen . Wir nahmen erst mal Platz auf den Holzliegen
und betrachteten das Ganze. Später waren wir im Erweiterungsviertel mit
aufregender Architektur, wobei einem einfällt, dass die Hamburger Hafencity
vielleicht zu konservativ sein könnte. An
der Spitze sogar ein Ponton zum Baden, mit Dusche und Rettungsring. Wir nahmen
einen Kaffee und ein Stück Kuchen, denn
uns war bei dem einsetzenden feinen Niesel doch kalt geworden. Jetzt
wurde Thorwald, der seinen Hut irgendwo verloren hatte, von der Himmelsmacht
bestraft. Das Nobel-Friedenszentrum wurde gerade geschlossen. Sind dann bei
Zugewanderten Essen gegangen, „Dagens Rätt“ für 120 Kronen. Abends
Treffen in der Hotelbar, vielleicht die Hälfte unserer Gruppe. Siggi und Peter
und auch Anja griffen in die Seiten und
wir sangen die ganzen Lieder rauf und
runter: Volks-und Fahrtenlieder, vor allem auch die Schlager der 50er bis 70er
Jahre. Manno, war das schön. Da ging einem das Herz auf! Das junge Mädchen hinter dem Tresen hatte
mitbekommen, dass einer Geburtstag hatte, und sie gab Siggi einen doppelten
Cognac aus. Flugs ergriff Jörg nicht nur die Gelegenheit sondern auch die
schlanke Taille der Schönen und legte mit ihr ein flottes Tänzchen hin. Dennoch bedeutete sie
uns wenig später, dass nun Schluss sei, und mit einem Nachtlied beendeten wir
das Zusammensein. Montag,
12.Mai: Man traf sich zwischen 7 und 9 Uhr beim Frühstück und beratschlagte
unter anderem , wie man denn am besten zur Fähre bis 13 Uhr käme. Diejenigen,
die unternehmungslustig waren, gingen
noch mal in die Stadt, um sich diese und jenes noch mal anzuschauen oder für
die Liebste daheim ein Mitbringsel zu erstehen. Aber auf Krampf geht so was ja
schon gar nicht. Plötzlich dumpfe Schläge und blauer Rauch: Vor dem Rathaus
werden 21 Böllerschüsse abgegeben, denn nun war der Gast aus Israel wohl
eingetroffen und wurde begrüßt. Später,
gegen halb 11 Uhr, wurde in der Quadratur genannten Innenstadt die Parade bzw.
ein Teil davon für den Nationalfeiertag geübt.
Vorweg stolze Frauen in Uniform hoch zu Pferde, dann die zu Fuß gehenden
Männersoldaten und zum Schluss wieder stämmige und selbstbewusste Frauen, die
das Ganze „herrisch“ betrachteten. Hm, was könnte uns dieses Bild sagen!? Hier
fanden das wohl alle normal, warum auch nicht, dazu gehört eben nur ein Klick
im Kopf an bestimmter Stelle. Dem Schreiber fiel ein, dass er im Lonely Planet
gelesen hatte, dass Norwegen das frauenfreundlichste Land der Welt sei. Drum!
Gut aber auch , wenn wir, der Passat-Chor, so eine gute Männerkameradschaft
haben. Und ferner - mehr als ein schmückendes Beiwerk - die Anja. Fenner, nicht Ferner! Natürlich
war der Aufenthalt dort in Oslo viel zu kurz, um Trolle zu erleben, Stabkirchen
zu bewundern oder Eplekake med is, also Apfelkuchen mit Zimt und Vanilleeis zu
genießen. Kake ist Kuchen und nichts anderes. Vielleicht
noch etwas zum Schluss: Die wenigen alten Häuser aus der Zeit der Zugehörigkeit
zu Dänemark hätten genausogut vom Baustil her in Kopenhagen stehen können.
Wikinger waren sie alle vor 1000 Jahren, die Dänen und Schweden und Norweger.
Aber letztere haben sich das Image der verwegenen wilden Nordmänner am geschicktesten bewahren können. Die
meisten warteten schon im Terminal, als dann die Gruppe um Ralph und Thorwald
zu Fuß eintraf, übrigens ohne einen Meter Umweg. Peter hat in aller Ruhe die
Fahrkarten verteilt, und nach einer gewissen Wartezeit gingen wir an Bord der
„Color Fantasy“. Nach dem Beziehen der Kabine genoß man noch das Auslaufen,
bevor man sich in hedonistischer Freude wieder auf das Grand Buffet stürzte. „We´re only here for the beer.“ Nö, es war schon mehr! Die
ganze Reise auch eine vertrauensbildende Maßnahme. Einige waren nicht
mitgekommen, da sie runde Geburtstage feiern mussten, und schade auch , dass
unser Chorleiter Stephan nicht mit von der Partie war. Treffen
abends in der Bierkneipe, aber wir sangen nur Shenandoah und noch was; denn es
war ja nicht angesagt in dieser Glitzerwelt, wo man abends zur – allerdings
sehr gelungenen Show – ging. Dienstag,
13. Mai: Beim Frühstück querab Bagenkop und wenig später Einlaufen in Kiel.
Drehen auf dem Teller und passgenau die Übergabe der Leinen. Der
Bus wartete schon. Plünni saß dann wie immer seit Goethes Italienreise vorn und
kommentierte alles, während es auf den hinteren Rängen lustiger zuging. Diesmal
wurde Stockelsdorf zuerst angelaufen, und das war ja auch in Ordnung so. Von
mir aus hätten wir so noch bis ans Ende der Welt fahren können, mit
dem Bus oder eben mit der „Fantasy“. Aber wir waren ja nicht bei „Wünsch dir was“, sondern bei „So isses“.
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