1993
WIEN
Walzerseeligkeit Traumstadt der Nostalgie
BUDAPEST Pusztaromantik Osteuropas lebenslustigste Stadt
DRESDEN Elbflorenz Kunstmetropole Europas
Klaus Berndt
1. Tag

Wien, Hotel IBIS am Westbahnhof wird um 19.10 Uhr erreicht. Rund 1.100 km Fahrstrecke und etwa 15 Stunden Busfahrt liegen hinter uns. Erste Stadterkundungen werden unternommen.

2. Tag


8.30 Uhr Abfahrt zur Stadtrundfahrt. Unsere Stadtführerin stößt zu uns. Es handelt sich um eine seit 30 Jahren in Wien lebende Dänin, die uns nun mit dänischwienerisch gefärbtem Vokabular die Schönheiten der Donaumetropole nahe bringt. Vorher muß aber noch unser Chorleiter, der eine Verpflichtung in Dresden hatte und uns nachgereist ist, aufgenommen werden.

Schloß Schönbrunn Jugendstilbauten in Fülle Karlskirche Moschee mit goldener Kuppel Haus des Musikvereins Schloß Belvedere Tertianerkirche Kriegsmuseum im Tudorstil Palais Schwarzenberg Staatsoper Kärnter Straße Hofburg Parlament Burgtheater nach diesen und vielen, vielen anderen Sehenswürdigkeiten kommen wir zum Stephansdom, den wir genauer besichtigen wollen, allerdings von dem gerade stattfindenden Gottesdienst ein wenig eingeschränkt. Nun rasch zurück ins Hotel, umkleiden zum Chorauftritt!

Das "Heeresgeschichtliche Museum" mit seinen riesigen prunkvollen Hallen und Räumen gibt unserem Auftritt das Besondere! Die Mitglieder des österreichischen Marineverbandes sind mit ihren Damen ein dankbares Publikum, wobei auch etliche Museumsbesucher als "Zaungäste" unsere Darbietungen erleben.

Es folgt eine Einladung in die Räume des Marineverbandes zu einem Umtrunk, der in einer sehr herzlichen Atmosphäre stattfindet. Der Vorsitzende bedankt sich mit einem Buchpräsent mit maritimen Inhalt, das an unseren Heiko weitergereicht wird.

Jetzt drängt die Zeit: Etliche Sangesfreunde wollen in die Staatsoper. Eine Premiere der Mozartoper: "Die Hochzeit des Figaro", in italienischer Sprache. Der Dirigent dieser grandiosen Aufführung ist der international renommierte Riccardo Muti! Notgedrungen muß man dort in Chorkleidung erscheinen. Außer sehr teuren Parkettplätzen sind aber nur noch Stehplätze erhältlich, was den Kunstgenuß dieser wunderbaren Aufführung wenig beeinträchtigt. Kleine Randnotiz: SF Stefan B., der für Heiko eine Eintrittskarte besorgt hatte, lehnt großzügig die Bezahlung ab mit der Bemerkung: "lch wollte Heiko schon immer mal in die Wiener Staatsoper einladen!" (Kosten der Stehplatzkarte: ca. DM 2,20!)

Es gab aber auch Sangesfreunde, die sich erst umziehen wollten, und daher kurz nach Beginn der Aufführung in der Staatsoper erschienen und mit listigem Geschick ohne Eintrittskarte ihr Opernerlebnis hatten! Kommentar eines Sängers am Ende dieses ereignisreichen Tages: "Es gibt Tage, die haben mehrere Höhepunkte!" womit er zweifellos recht hatte.


3. Tag


Dieser Tag war der Freizeit aller gewidmet. Jeder "eroberte" Wien auf seine Weise. Ob Besuch der Hofburg, Museen, Stephansdom oder das Fußgängerparadies der Kärntner Straße und Graben, ob Cafe Dehmel, Café Sacher, Hundertwasserhaus oder gemütliches Speiselokal jeder kam so recht auf seine Kosten!

Apropos Kosten: Im "Sacher" machte in dieser Hinsicht auch mancher seine ganz besonderen Erfahrungen.

Am Abend waren, so Reiseleiter SF KarlHeinz, einige "Gutscheine“' zu erwarten, was manchen zu sich dann doch nicht erfüllenden Erwartungen veranlaßte. Hoch ging es her beim Heurigen in Gumpoldskirchen! Bei stimmungsvoller Schrammelmusik, gutem Essen und viel Wein kam eine tolle Stimmung auf. Ein gelungener Eröffnungstanz und Schuljungenspiele mit Papierfliegern heizten die Stimmung an.

Viel zu schnell war es Zeit, uns auf den Rückweg zum Hotel zu machen.



4. Tag


Bei bedecktem Himmel und nur 7"C rollt unser Bus frühmorgens in Richtung ungarische Grenze, die wir gegen 10.00 Uhr erreichen. Ein Grenzbeamter kommt in den Bus zur Paßkontrolle. Ein Auffahrunfall auf einer Nebenspur an der Grenze verkürzt uns die einstündige Wartezeit. Es sind jetzt noch 48 km bis zu unserem Zwischenziel, der Barockstadt Györ.

Nachdem wir ein recht öde wirkendes Flachlandgebiet durchfahren haben, erreichen wir in Abda auf der linken Straßenseite eine endlose Budenstadt mit allerlei Angeboten für Touristen, die bei der Rückreise aus Ungarn noch vor der Grenze ihre restlichen Forint umsetzen wollen.

Pünktlich um 12.00 Uhr erreichen wir unser Mittagsziel, die Kasematten in Györ, wo wir von einer Zigeunerkapelle schwungvoll, zwar nicht immer den genau richtigen Halbton treffend, begrüßt werden. In dem dunkel gehaltenen Lokal erhalten wir unser erstes typisch ungarisches Mittagsmahl mit Wein und Schnaps.

Unsere ungarische Reiseleiterin erwartet uns hier und ermöglicht uns das Bezahlen des Schnapses, indem sie DM gegen Forint tauscht. Die junge Dame heißt Lacskone Kerek Agota, wobei der letzte Teil des Namens ihr Vorname (deutsch) Agate ist. Mit Agate haben wir einen guten Griff getan, sie sprudelt ihr Wissen, und das ist viel, nur so heraus und schildert uns nicht nur das Sehenswerte am Rande der Straße, sondern berichtet auch sehr amüsant über das Leben in der Familie, wobei herauskommt, daß, so Agate, die ungarische Frau schon morgens um 4 Uhr die erste Tasse Kaffee dem Ehemann ans Bett bringt, was, wie man sich unschwer vorstellen kann, manchen Sangesfreund zu einem "kleinen Kommentar" veranlaßte. Wir erfahren ferner, daß in Györ, der drittgrößten ungarischen Industriestadt auch ein OpelWerk, das dort den ASTRA baut, ansässig ist.

Das "Donauknie", ein beliebtes Ausflugziel der Budapester, wird angesteuert. Leider läßt uns trübnebliges Wetter keinen weitgehenden Panoramablick, der sicher reizvoll sein kann, genießen.

Auf der Fahrt berichtet Agate u. a. über die Bevölkerungszusammensetzung: Von den rund 11 Mio. Ungarn im Lande sind ca. 600 Tsd. Zigeuner, 200 Tsd. Deutsche, 80 Tsd. Rumänen und 80 Tsd. Slovaken. Sie berichtet, daß die Ungarn ursprünglich aus dem Uralgebiet eingewandert sind. Eine Gruppe spaltete sich davon ab, die später dann im heutigen Finnland seßhaft wurde. Daher ist eine gewisse Sprachverwandtschaft zwischen dem Ungarischen und dem Finnischen festzustellen.

Unser Bus bringt uns nun nach Esztergom, dem religiösen Zentrum Ungarns mit seiner Burg und der bedeutenden Kathedrale, in der der weltweit bekannte Kardinal Mindszenty Ende der 40iger Jahre seine Wirkungsstätte hatte.

Wir erreichen nun Visegrad, wo im Mittelalter eine Festung und ein nobler Königspalast standen. Heute sind nur noch Ruinen und ein Turm vorhanden. Archäologen sind seit 50 Jahren damit beschäftigt, weitere Schätze aus früherer Zeit freizulegen und so ein Bild damaliger Pracht zu ermöglichen.

Unser nächstes Ziel ist jetzt das nahe Bergland. Wir erreichen den mit 1015 m höchsten Berg Ungarns. Die Hauptstadt Budapest (sprich: Budapescht) rückt näher. Sie besteht aus den Teilen AltBuda, Buda und Pest; diese sind erst vor 120 Jahren zu einer einzigen Stadt vereinigt. Durch die Küstenkolonie St.Andra kommen wir zum Stadtteil AltBuda mit 'Aouinum', das römischen Ursprungs ist. Wir passieren ein römisches Amphittheater aus dem 1. 5. Jahrhundert n. Chr. mit einem Durchmesser von 89 Metern. Wohnsiedlungen der 50/60iger Jahre in BetonplattenBarock, wie sie in vielen ehemaligen Ostblockländern zu sehen sind, säumen die Straße, dazwischen Ruinenreste aus römischer Zeit.

Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg zu unserem Hotel Olympic, das auf einer Höhe liegt, erheblich außerhalb der Stadt. Als wir gegen 17.30 Uhr im Nebel das Hotel in den Budabergen erreichen, geht ein Tag mit vielen Eindrücken seinem Ende zu. Unser Hotel beherbergt auch die Reisegruppe des 'Schwartauer Musikvereins, die schon vor uns hier Quartier genommen hat und uns jetzt mit viel Hallo begrüßt.

Unsere Agate bietet uns an, mit ihr in den Stadtteil Pesta zu fahren, um in einem schönen Lokal ein Abendessen einzunehmen. Aber, die Fahrt nach dort hat so ihre Tücken: Busfahrscheine (ca. 40 Pfg. pro Teilstrecke) bekommt man nur am Busbahnhof in der Stadt, so werden wir "kriminell"! Ca. 30 Sänger fahren "schwarz" mit dem Bus, gottlob war keine Fahrscheinkontrolle! Hätte man uns "eingebuchtet"? Weiter gings dann mit der UBahn und zu Fuß zum "Martinskeller", wo uns in einer sehr gepflegten Atmosphäre ein toll ausgestattetes Lokal, eine excellente Zigeunerkapelle und sehr gute Speisen und Getränke die Strapazen des Reisetages vergessen ließen.



5. Tag


Der Stadtteil, in dem unser Hotel lag, hatte mit 529 m ü.M. den höchsten Punkt Budapests, zu dem eine Zahnradbahn führt. Zahlreiche Villen in dieser schönen waldreichen Umgebung ließen dieses Fleckchen zum Domizil der Budapester Oberschicht werden.

Die heutige Stadtrundfahrt macht uns mit den markantesten Sehenswürdigkeiten bekannt: Die ElisabethBrücke läßt uns die Donau überqueren, wir passieren den Ostbahnhof (Hauptbahnhof), das Stadion und finden an so vielen Gebäuden die Zeugnisse des ungarischen Jugendstils. Sehr stark verschmutzte Gebäude lassen uns Vergleiche ziehen zu Beispielen aus den neuen Bundesländern gleich nach der Wende. Breite Boulevards zeigen Weltstadtflair. Jetzt gibt es einen Stop am sehr eindrucksvollen Heldenplatz mit Museen und der steinernen Verherrlichung ungarischer Geschichte.

Nächste Stationen der Rundfahrt: Zoo, Thermalbad (wo 74" heißes Thermalwasser aus der Erde sprudelt), die markante AndrassyStraße mit dem Konservatorium, in dem Franz Liszt studierte, das Octogon am Großen Ring, die schöne Kleine Oper (die große Oper liegt am Ostbahnhof) und unzählige UBahnstationen, der ersten UBahn des Kontinents. Es wird von über 50 Spielcasinos in Budapest berichtet, wir passieren die 1848 gebaute älteste Brücke der Stadt, die Kettenbrücke.

Das ehemalige Königliche Schloß, jetzt Museum, ist unsere nächste Station, wir verlassen den Bus und erklimmen die Fischerbastei, dem ehemaligen Rathaus von Buda, ein bizarrverspieltes Bauwerk unmittelbar vor der Matthiaskirche, der Krönungskirche, deren Dach stark an das des Wiener Stephansdom erinnert. Daneben als Kontrast das supermodern gestylte HiltonHotel mit seiner MetallGlasFassade. Der Blick von der Fischerbastei gibt uns eine grandiose Möglichkeit, das Panorama der anderen Donauseite mit dem neugotischen Parlament und den unzähligen imponierenden Gebäuden und Brücken zu genießen. Wahrlich, Budapest ist eine Reise wert!

Unser Bus rollt zum DonauKai, dort liegt die "PESTBUDA", ein Donauausflugschiff, wo ein Schlemmerbuffet mit Begrüßungssekt ein allgemeines "Ah" auslöste. Auf der anschließenden DonauKreuzfahrt übernahm mit Genehmigung des ungarischen Kapitäns unser SB Uwe zeitweise das Ruder und bewies seine seemännischen Fähigkeiten mit gekonnt gedrehten drei (!) Schleifen.

Es bleibt jetzt noch ein wenig Zeit für einen besonderen Leckerbissen, den diese Stadt zu bieten hat: Das Café & Restaurant NEW YORK von 1894. Welch eine JugendstilPracht! Atemberaubend! Man kann sich an den vielen Details dieses prächtigen Etablissements gar nicht satt sehen.

Am Abend zeigte sich Budapest als "die besonders Schöne bei Nacht" Tausende von Lampen an Gebäuden und Brücken tauchten die Metropole in einen unglaublichen Lichterrausch. Aber diesem Rausch konnten wir uns nur kurz hingeben, denn der Auftritt auf der "MOZART" folgte.

Rund 200 Zuhörer auf diesem schönen Schiff der Neustädter Reederei lauschten unserem Auftritt. Der frenetische Beifall zeigte uns, daß unser Konzert ein großer Erfolg war. Unser Hotel erreichten wir erschöpft gegen Mitternacht.



6. Tag


Unser Bus quält sich durch dichten Nebel und dichten Verkehr, wir gelangen zur Spitze des Gellertberges mit der Zitadelle, die, wie wir erfuhren, durch Zwangsarbeiter errichtet wurde. Leider machte auch hier der Nebel ein ungetrübtes Betrachten des sehr schönen Panoramas zunichte. Unser Heiko war gegen ein Aussteigen an dieser Stelle mit der Bemerkung: "lch bin jetzt heiß auf Puszta;" wohin es jetzt auch weiterging. Eine Fahrstrecke durch recht öde Vororte führte uns in südliche Richtung in die ungarische Tiefebene und zum KiskowskaNationalpark. Puszta heißt in der Übersetzung "wo es nichts gibt". Doch es gab für uns dort doch was: Eine malerische Reitergruppe kam uns zur Begrüßung und zum Geleit mit Peitschenknall und Reitkunststückchen entgegen. An einem Gebäude empfing uns ein ZigeunerTerzett mit schmissiger Weisen, ein Begrüßungsschnaps, am Bus kredenzt, verscheuchte Reisemüdigkeit. Eine Brotzeit mit Schmalzbroten, viel Zwiebeln, Paprika, Salami und Gurke und dazu der entsprechende Wein stimmten uns auf das Kommende ein. Dies waren traditionelle Reiterspiele: Wagenrennen, Büchsenabwerfen mit der Peitsche vom galoppierenden Pferd, Tücherabjagen, Pferdefußball, das Eintreiben einer riesigen Pferdeherde und das Peitschenknallen. Danach waren die Reitkünste der Besucher gefragt: Einige mutige Sangesfreunde stellten sich mit mehr oder weniger Können der Herausforderung. Bei einer Kutschfahrt durch das Pusztagelände wurden alle tüchtig durchgerüttelt und damit auf das Kesselgulaschessen vorbereitet. Bei diesem üppigen Essen sorgte die Zigeunerband mit einem reichhaltigen Programm (selbst Mozarts "Kleine Nachtmusik" fehlte nicht) für die entsprechende Unterhaltung. So gestärkt verließen wir diese Stätte, jedoch sorgten einige mit den dort gekauften PusztaPeitschen für eine ExtraGaudi.

Jetzt hieß es, sich zu sputen, denn am frühen Abend um 18.30 Uhr war unser Konzert im Kulturhaus angesagt. Wir waren Gast des TABANChors der Budapester Kabelwerke, einem Chor mit hohem musikalischen Niveau. Dieser Männerchor brachte ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Verdi, Carl Orff, Kodaly, wobei mehrere ausgezeichnete Chorsänger als Solisten auftraten. Als Kontrastprogramm dazu unser Passat Chor mit seinen Shanties, die mit viel Beifall aufgenommen werden.

Der anschließende Empfang mit Ansprachen der Offiziellen vereinte uns bei einem Imbiß und Wein. Für ein gekonnt vorgetragenes Trinklied des ungarischen Chors bedankte sich unser Chor mit dem "Steuermann" von Richard Wagner. Dieser wahrlich der Völkerfreundschaft dienende Abend fand bei allen Beteiligten ungeteilten Beifall.

Auf der Heimfahrt zum Hotel hieß es dann Abschied nehmen von "unserer" Agate, der ein kleines Präsent übergeben wurde, für das sie sich mit dem Lied: "Ich komm wieder in einem Jahr" bedankte, dem der Chor einen Kanon "Agate" hinzufügte.



7. Tag


Dieser Tag war ein langer Reisetag, der an unsere beiden tollen Busfahrer hohe Anforderungen stellte. Es waren mehrere Grenzübergänge mit entsprechenden Wartezeiten zu absolvieren, daher wurde der beabsichtigte Aufenthalt in Prag mit der Begehung der Karlsbrücke abgesagt. Am Grenzübergang Zinnwald überraschte uns der Wettergott mit ziemlich viel Neuschnee, der die Straße für unseren Fahrer zu einer besonderen Strapaze werden ließ, die er bravourös meisterte.

Nach fast pausenloser Fahrt gelangten wir hundemüde um 20.45 Uhr in Dresden an, wo uns starker Regen erwartete. Übernachtung auf dem Hotelschiff „St. Caspar".



8. Tag


Nach opulentem Frühstück erwartete uns unsere Stadtführerin. Das Glück blieb uns hold, auch hier eine besondere Führerin zu bekommen, sie war gebürtige Spanierin, die mit sächsischem Dialekt ihre wahre Herkunft vergessen ließ. Unsere Rundfahrt durch das schöne "Elbflorenz" ließ uns all das erleben, was den großen Reiz dieser tollen Stadt ausmacht: Die alte Stadtmauer mit den Kasematten, die Kunstakademie, Brühlsche Terrassen, Augustusbrücke, Italienisches Dörfchen, Semperoper, Kath. Hofkirche, Residenzschloß, Taschenbergpalais, Zwinger... und ... und ... und ... ! Der Chronist hat nicht weniger als 62 markante Sehenswürdigkeiten aufgelistet!

Endpunkt war wiederum die Semperoper, die jetzt auf die Besichtigung wartete. Wartete ist gut mit uns wartete eine riesige Menschenmenge, der von einem Verantwortlichen mitgeteilt wurde, daß nur eine begrenzte Personenzahl eingelassen werden könnte.

Wir hatten das Glück, geschlossen vor allen eingelassen zu werden, ein sehr kompetenter Führer ließ uns auf der 1 ½ stündigen Führung nicht nur die Sehenswürdigkeiten dieses bemerkenswerten Hauses, sondern auch Hintergrundwissen erfahren, das alle dankbar aufnahmen. Dafür bedankte sich dann der Passat Chor vor der Bühne mit Wagners "Steuermann", was die anderen Besucher der Oper zu starkem Beifall veranlaßte. Ein Chormitglied jauchzte förmlich: "Daß ich das noch erleben durfte, einmal in der Semperoper singen zu dürfen!!"

Jetzt war bis zum Abend Freizeit angesagt mit der Möglichkeit, sich nach dem 1. Ausspruch Goethes zu verhalten: "Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen". So waren dann u.a. Besuche der Museen begehrtes Ziel der Sangesfreunde. Wohl besonders das "Grüne Gewölbe", die Schatzkammer August des Starken, mit seinen Kostbarkeiten oder die Gemäldesammlungen im Zwinger waren einige der vielfältigen Ziele.

Unser Konzert auf dem Hotelschiff "Florentina" am Abend bildete den beeindruckenden Abschluß dieser gelungenen Konzertreise.



9. Tag


Ein langer Reisetag lag wieder vor uns. Regenwetter ließ uns den Abschied von Dresden leicht werden.

Dem Chronisten klingen noch die vielen, vielen treffenden und humorvollen Kommentare auf die verschiedenen Situationen und einzelne Chorfreunde im Ohr, von heftigen Lachsalven quittiert, die berichtenswert gewesen wären, würde nicht der Zwang zu einer Beschränkung auf das wesentliche Geschehen dies verbieten.

Bei der Ankunft in Lübschen Gefilden konnte wohl jeder für sich das Resümee ziehen, daß er wieder einmal an einer Reise hatte teilnehmen können, die die Chorgemeinschaft ungemein gefördert hatte. Diese verschworene Gemeinschaft ist es dann sicherlich auch, die zu außergewöhnlichen Leistungen letztlich befähigt.

1993

WIEN Walzerseeligkeit Traumstadt der Nostalgie

BUDAPEST Pusztaromantik Osteuropas lebenslustigste Stadt

DRESDEN Elbflorenz Kunstmetropole Europa

Klaus Berndt



1. Tag


Wien, Hotel lBIS am Westbahnhof wird um 19.10 Uhr erreicht. Rund 1.100 km Fahrstrecke und etwa 15 Stunden Busfahrt liegen hinter uns. Erste Stadterkundungen werden unternommen.



2. Tag


8.30 Uhr Abfahrt zur Stadtrundfahrt. Unsere Stadtführerin stößt zu uns. Es handelt sich um eine seit 30 Jahren in Wien lebende Dänin, die uns nun mit dänischwienerisch gefärbtem Vokabular die Schönheiten der Donaumetropole nahe bringt. Vorher muß aber noch unser Chorleiter, der eine Verpflichtung in Dresden hatte und uns nachgereist ist, aufgenommen werden.

Schloß Schönbrunn Jugendstilbauten in Fülle Karlskirche Moschee mit goldener Kuppel Haus des Musikvereins Schloß Belvedere Tertianerkirche Kriegsmuseum im Tudorstil Palais Schwarzenberg Staatsoper Kärnter Straße Hofburg Parlament Burgtheater nach diesen und vielen, vielen anderen Sehenswürdigkeiten kommen wir zum Stephansdom, den wir genauer besichtigen wollen, allerdings von dem gerade stattfindenden Gottesdienst ein wenig eingeschränkt. Nun rasch zurück ins Hotel, umkleiden zum Chorauftritt!

Das "Heeresgeschichtliche Museum" mit seinen riesigen prunkvollen Hallen und Räumen gibt unserem Auftritt das Besondere! Die Mitglieder des österreichischen Marineverbandes sind mit ihren Damen ein dankbares Publikum, wobei auch etliche Museumsbesucher als "Zaungäste" unsere Darbietungen erleben.

Es folgt eine Einladung in die Räume des Marineverbandes zu einem Umtrunk, der in einer sehr herzlichen Atmosphäre stattfindet. Der Vorsitzende bedankt sich mit einem Buchpräsent mit maritimen Inhalt, das an unseren Heiko weitergereicht wird.

Jetzt drängt die Zeit: Etliche Sangesfreunde wollen in die Staatsoper. Eine Premiere der Mozartoper: "Die Hochzeit des Figaro", in italienischer Sprache. Der Dirigent dieser grandiosen Aufführung ist der international renommierte Riccardo Muti! Notgedrungen muß man dort in Chorkleidung erscheinen. Außer sehr teuren Parkettplätzen sind aber nur noch Stehplätze erhältlich, was den Kunstgenuß dieser wunderbaren Aufführung wenig beeinträchtigt. Kleine Randnotiz: SF Stefan B., der für Heiko eine Eintrittskarte besorgt hatte, lehnt großzügig die Bezahlung ab mit der Bemerkung: "lch wollte Heiko schon immer mal in die Wiener Staatsoper einladen!" (Kosten der Stehplatzkarte: ca. DM 2,20!)

Es gab aber auch Sangesfreunde, die sich erst umziehen wollten, und daher kurz nach Beginn der Aufführung in der Staatsoper erschienen und mit listigem Geschick ohne Eintrittskarte ihr Opernerlebnis hatten! Kommentar eines Sängers am Ende dieses ereignisreichen Tages: "Es gibt Tage, die haben mehrere Höhepunkte!" womit er zweifellos recht hatte.


3. Tag


Dieser Tag war der Freizeit aller gewidmet. Jeder "eroberte" Wien auf seine Weise. Ob Besuch der Hofburg, Museen, Stephansdom oder das Fußgängerparadies der Kärntner Straße und Graben, ob Cafe Dehmel, Café Sacher, Hundertwasserhaus oder gemütliches Speiselokal jeder kam so recht auf seine Kosten!

Apropos Kosten: Im "Sacher" machte in dieser Hinsicht auch mancher seine ganz besonderen Erfahrungen.

Am Abend waren, so Reiseleiter SF KarlHeinz, einige "Gutscheine“' zu erwarten, was manchen zu sich dann doch nicht erfüllenden Erwartungen veranlaßte. Hoch ging es her beim Heurigen in Gumpoldskirchen! Bei stimmungsvoller Schrammelmusik, gutem Essen und viel Wein kam eine tolle Stimmung auf. Ein gelungener Eröffnungstanz und Schuljungenspiele mit Papierfliegern heizten die Stimmung an.

Viel zu schnell war es Zeit, uns auf den Rückweg zum Hotel zu machen.



4. Tag


Bei bedecktem Himmel und nur 7"C rollt unser Bus frühmorgens in Richtung ungarische Grenze, die wir gegen 10.00 Uhr erreichen. Ein Grenzbeamter kommt in den Bus zur Paßkontrolle. Ein Auffahrunfall auf einer Nebenspur an der Grenze verkürzt uns die einstündige Wartezeit. Es sind jetzt noch 48 km bis zu unserem Zwischenziel, der Barockstadt Györ.

Nachdem wir ein recht öde wirkendes Flachlandgebiet durchfahren haben, erreichen wir in Abda auf der linken Straßenseite eine endlose Budenstadt mit allerlei Angeboten für Touristen, die bei der Rückreise aus Ungarn noch vor der Grenze ihre restlichen Forint umsetzen wollen.

Pünktlich um 12.00 Uhr erreichen wir unser Mittagsziel, die Kasematten in Györ, wo wir von einer Zigeunerkapelle schwungvoll, zwar nicht immer den genau richtigen Halbton treffend, begrüßt werden. In dem dunkel gehaltenen Lokal erhalten wir unser erstes typisch ungarisches Mittagsmahl mit Wein und Schnaps.

Unsere ungarische Reiseleiterin erwartet uns hier und ermöglicht uns das Bezahlen des Schnapses, indem sie DM gegen Forint tauscht. Die junge Dame heißt Lacskone Kerek Agota, wobei der letzte Teil des Namens ihr Vorname (deutsch) Agate ist. Mit Agate haben wir einen guten Griff getan, sie sprudelt ihr Wissen, und das ist viel, nur so heraus und schildert uns nicht nur das Sehenswerte am Rande der Straße, sondern berichtet auch sehr amüsant über das Leben in der Familie, wobei herauskommt, daß, so Agate, die ungarische Frau schon morgens um 4 Uhr die erste Tasse Kaffee dem Ehemann ans Bett bringt, was, wie man sich unschwer vorstellen kann, manchen Sangesfreund zu einem "kleinen Kommentar" veranlaßte. Wir erfahren ferner, daß in Györ, der drittgrößten ungarischen Industriestadt auch ein OpelWerk, das dort den ASTRA baut, ansässig ist.

Das "Donauknie", ein beliebtes Ausflugziel der Budapester, wird angesteuert. Leider läßt uns trübnebliges Wetter keinen weitgehenden Panoramablick, der sicher reizvoll sein kann, genießen.

Auf der Fahrt berichtet Agate u. a. über die Bevölkerungszusammensetzung: Von den rund 11 Mio. Ungarn im Lande sind ca. 600 Tsd. Zigeuner, 200 Tsd. Deutsche, 80 Tsd. Rumänen und 80 Tsd. Slovaken. Sie berichtet, daß die Ungarn ursprünglich aus dem Uralgebiet eingewandert sind. Eine Gruppe spaltete sich davon ab, die später dann im heutigen Finnland seßhaft wurde. Daher ist eine gewisse Sprachverwandtschaft zwischen dem Ungarischen und dem Finnischen festzustellen.

Unser Bus bringt uns nun nach Esztergom, dem religiösen Zentrum Ungarns mit seiner Burg und der bedeutenden Kathedrale, in der der weltweit bekannte Kardinal Mindszenty Ende der 40iger Jahre seine Wirkungsstätte hatte.

Wir erreichen nun Visegrad, wo im Mittelalter eine Festung und ein nobler Königspalast standen. Heute sind nur noch Ruinen und ein Turm vorhanden. Archäologen sind seit 50 Jahren damit beschäftigt, weitere Schätze aus früherer Zeit freizulegen und so ein Bild damaliger Pracht zu ermöglichen.

Unser nächstes Ziel ist jetzt das nahe Bergland. Wir erreichen den mit 1015 m höchsten Berg Ungarns. Die Hauptstadt Budapest (sprich: Budapescht) rückt näher. Sie besteht aus den Teilen AltBuda, Buda und Pest; diese sind erst vor 120 Jahren zu einer einzigen Stadt vereinigt. Durch die Küstenkolonie St.Andra kommen wir zum Stadtteil AltBuda mit 'Aouinum', das römischen Ursprungs ist. Wir passieren ein römisches Amphittheater aus dem 1. 5. Jahrhundert n. Chr. mit einem Durchmesser von 89 Metern. Wohnsiedlungen der 50/60iger Jahre in BetonplattenBarock, wie sie in vielen ehemaligen Ostblockländern zu sehen sind, säumen die Straße, dazwischen Ruinenreste aus römischer Zeit.

Jetzt ist es nur noch ein kurzer Weg zu unserem Hotel Olympic, das auf einer Höhe liegt, erheblich außerhalb der Stadt. Als wir gegen 17.30 Uhr im Nebel das Hotel in den Budabergen erreichen, geht ein Tag mit vielen Eindrücken seinem Ende zu. Unser Hotel beherbergt auch die Reisegruppe des 'Schwartauer Musikvereins, die schon vor uns hier Quartier genommen hat und uns jetzt mit viel Hallo begrüßt.

Unsere Agate bietet uns an, mit ihr in den Stadtteil Pesta zu fahren, um in einem schönen Lokal ein Abendessen einzunehmen. Aber, die Fahrt nach dort hat so ihre Tücken: Busfahrscheine (ca. 40 Pfg. pro Teilstrecke) bekommt man nur am Busbahnhof in der Stadt, so werden wir "kriminell"! Ca. 30 Sänger fahren "schwarz" mit dem Bus, gottlob war keine Fahrscheinkontrolle! Hätte man uns "eingebuchtet"? Weiter gings dann mit der UBahn und zu Fuß zum "Martinskeller", wo uns in einer sehr gepflegten Atmosphäre ein toll ausgestattetes Lokal, eine excellente Zigeunerkapelle und sehr gute Speisen und Getränke die Strapazen des Reisetages vergessen ließen.



5. Tag


Der Stadtteil, in dem unser Hotel lag, hatte mit 529 m ü.M. den höchsten Punkt Budapests, zu dem eine Zahnradbahn führt. Zahlreiche Villen in dieser schönen waldreichen Umgebung ließen dieses Fleckchen zum Domizil der Budapester Oberschicht werden.

Die heutige Stadtrundfahrt macht uns mit den markantesten Sehenswürdigkeiten bekannt: Die ElisabethBrücke läßt uns die Donau überqueren, wir passieren den Ostbahnhof (Hauptbahnhof), das Stadion und finden an so vielen Gebäuden die Zeugnisse des ungarischen Jugendstils. Sehr stark verschmutzte Gebäude lassen uns Vergleiche ziehen zu Beispielen aus den neuen Bundesländern gleich nach der Wende. Breite Boulevards zeigen Weltstadtflair. Jetzt gibt es einen Stop am sehr eindrucksvollen Heldenplatz mit Museen und der steinernen Verherrlichung ungarischer Geschichte.

Nächste Stationen der Rundfahrt: Zoo, Thermalbad (wo 74" heißes Thermalwasser aus der Erde sprudelt), die markante AndrassyStraße mit dem Konservatorium, in dem Franz Liszt studierte, das Octogon am Großen Ring, die schöne Kleine Oper (die große Oper liegt am Ostbahnhof) und unzählige UBahnstationen, der ersten UBahn des Kontinents. Es wird von über 50 Spielcasinos in Budapest berichtet, wir passieren die 1848 gebaute älteste Brücke der Stadt, die Kettenbrücke.

Das ehemalige Königliche Schloß, jetzt Museum, ist unsere nächste Station, wir verlassen den Bus und erklimmen die Fischerbastei, dem ehemaligen Rathaus von Buda, ein bizarrverspieltes Bauwerk unmittelbar vor der Matthiaskirche, der Krönungskirche, deren Dach stark an das des Wiener Stephansdom erinnert. Daneben als Kontrast das supermodern gestylte HiltonHotel mit seiner MetallGlasFassade. Der Blick von der Fischerbastei gibt uns eine grandiose Möglichkeit, das Panorama der anderen Donauseite mit dem neugotischen Parlament und den unzähligen imponierenden Gebäuden und Brücken zu genießen. Wahrlich, Budapest ist eine Reise wert!

Unser Bus rollt zum DonauKai, dort liegt die "PESTBUDA", ein Donauausflugschiff, wo ein Schlemmerbuffet mit Begrüßungssekt ein allgemeines "Ah" auslöste. Auf der anschließenden DonauKreuzfahrt übernahm mit Genehmigung des ungarischen Kapitäns unser SB Uwe zeitweise das Ruder und bewies seine seemännischen Fähigkeiten mit gekonnt gedrehten drei (!) Schleifen.

Es bleibt jetzt noch ein wenig Zeit für einen besonderen Leckerbissen, den diese Stadt zu bieten hat: Das Café & Restaurant NEW YORK von 1894. Welch eine JugendstilPracht! Atemberaubend! Man kann sich an den vielen Details dieses prächtigen Etablissements gar nicht satt sehen.

Am Abend zeigte sich Budapest als "die besonders Schöne bei Nacht" Tausende von Lampen an Gebäuden und Brücken tauchten die Metropole in einen unglaublichen Lichterrausch. Aber diesem Rausch konnten wir uns nur kurz hingeben, denn der Auftritt auf der "MOZART" folgte.

Rund 200 Zuhörer auf diesem schönen Schiff der Neustädter Reederei lauschten unserem Auftritt. Der frenetische Beifall zeigte uns, daß unser Konzert ein großer Erfolg war. Unser Hotel erreichten wir erschöpft gegen Mitternacht.



6. Tag


Unser Bus quält sich durch dichten Nebel und dichten Verkehr, wir gelangen zur Spitze des Gellertberges mit der Zitadelle, die, wie wir erfuhren, durch Zwangsarbeiter errichtet wurde. Leider machte auch hier der Nebel ein ungetrübtes Betrachten des sehr schönen Panoramas zunichte. Unser Heiko war gegen ein Aussteigen an dieser Stelle mit der Bemerkung: "lch bin jetzt heiß auf Puszta;" wohin es jetzt auch weiterging. Eine Fahrstrecke durch recht öde Vororte führte uns in südliche Richtung in die ungarische Tiefebene und zum KiskowskaNationalpark. Puszta heißt in der Übersetzung "wo es nichts gibt". Doch es gab für uns dort doch was: Eine malerische Reitergruppe kam uns zur Begrüßung und zum Geleit mit Peitschenknall und Reitkunststückchen entgegen. An einem Gebäude empfing uns ein ZigeunerTerzett mit schmissiger Weisen, ein Begrüßungsschnaps, am Bus kredenzt, verscheuchte Reisemüdigkeit. Eine Brotzeit mit Schmalzbroten, viel Zwiebeln, Paprika, Salami und Gurke und dazu der entsprechende Wein stimmten uns auf das Kommende ein. Dies waren traditionelle Reiterspiele: Wagenrennen, Büchsenabwerfen mit der Peitsche vom galoppierenden Pferd, Tücherabjagen, Pferdefußball, das Eintreiben einer riesigen Pferdeherde und das Peitschenknallen. Danach waren die Reitkünste der Besucher gefragt: Einige mutige Sangesfreunde stellten sich mit mehr oder weniger Können der Herausforderung. Bei einer Kutschfahrt durch das Pusztagelände wurden alle tüchtig durchgerüttelt und damit auf das Kesselgulaschessen vorbereitet. Bei diesem üppigen Essen sorgte die Zigeunerband mit einem reichhaltigen Programm (selbst Mozarts "Kleine Nachtmusik" fehlte nicht) für die entsprechende Unterhaltung. So gestärkt verließen wir diese Stätte, jedoch sorgten einige mit den dort gekauften PusztaPeitschen für eine ExtraGaudi.

Jetzt hieß es, sich zu sputen, denn am frühen Abend um 18.30 Uhr war unser Konzert im Kulturhaus angesagt. Wir waren Gast des TABANChors der Budapester Kabelwerke, einem Chor mit hohem musikalischen Niveau. Dieser Männerchor brachte ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Verdi, Carl Orff, Kodaly, wobei mehrere ausgezeichnete Chorsänger als Solisten auftraten. Als Kontrastprogramm dazu unser Passat Chor mit seinen Shanties, die mit viel Beifall aufgenommen werden.

Der anschließende Empfang mit Ansprachen der Offiziellen vereinte uns bei einem Imbiß und Wein. Für ein gekonnt vorgetragenes Trinklied des ungarischen Chors bedankte sich unser Chor mit dem "Steuermann" von Richard Wagner. Dieser wahrlich der Völkerfreundschaft dienende Abend fand bei allen Beteiligten ungeteilten Beifall.

Auf der Heimfahrt zum Hotel hieß es dann Abschied nehmen von "unserer" Agate, der ein kleines Präsent übergeben wurde, für das sie sich mit dem Lied: "Ich komm wieder in einem Jahr" bedankte, dem der Chor einen Kanon "Agate" hinzufügte.



7. Tag


Dieser Tag war ein langer Reisetag, der an unsere beiden tollen Busfahrer hohe Anforderungen stellte. Es waren mehrere Grenzübergänge mit entsprechenden Wartezeiten zu absolvieren, daher wurde der beabsichtigte Aufenthalt in Prag mit der Begehung der Karlsbrücke abgesagt. Am Grenzübergang Zinnwald überraschte uns der Wettergott mit ziemlich viel Neuschnee, der die Straße für unseren Fahrer zu einer besonderen Strapaze werden ließ, die er bravourös meisterte.

Nach fast pausenloser Fahrt gelangten wir hundemüde um 20.45 Uhr in Dresden an, wo uns starker Regen erwartete. Übernachtung auf dem Hotelschiff „St. Caspar".



8. Tag


Nach opulentem Frühstück erwartete uns unsere Stadtführerin. Das Glück blieb uns hold, auch hier eine besondere Führerin zu bekommen, sie war gebürtige Spanierin, die mit sächsischem Dialekt ihre wahre Herkunft vergessen ließ. Unsere Rundfahrt durch das schöne "Elbflorenz" ließ uns all das erleben, was den großen Reiz dieser tollen Stadt ausmacht: Die alte Stadtmauer mit den Kasematten, die Kunstakademie, Brühlsche Terrassen, Augustusbrücke, Italienisches Dörfchen, Semperoper, Kath. Hofkirche, Residenzschloß, Taschenbergpalais, Zwinger... und ... und ... und ... ! Der Chronist hat nicht weniger als 62 markante Sehenswürdigkeiten aufgelistet!

Endpunkt war wiederum die Semperoper, die jetzt auf die Besichtigung wartete. Wartete ist gut mit uns wartete eine riesige Menschenmenge, der von einem Verantwortlichen mitgeteilt wurde, daß nur eine begrenzte Personenzahl eingelassen werden könnte.

Wir hatten das Glück, geschlossen vor allen eingelassen zu werden, ein sehr kompetenter Führer ließ uns auf der 1 ½ stündigen Führung nicht nur die Sehenswürdigkeiten dieses bemerkenswerten Hauses, sondern auch Hintergrundwissen erfahren, das alle dankbar aufnahmen. Dafür bedankte sich dann der Passat Chor vor der Bühne mit Wagners "Steuermann", was die anderen Besucher der Oper zu starkem Beifall veranlaßte. Ein Chormitglied jauchzte förmlich: "Daß ich das noch erleben durfte, einmal in der Semperoper singen zu dürfen!!"

Jetzt war bis zum Abend Freizeit angesagt mit der Möglichkeit, sich nach dem 1. Ausspruch Goethes zu verhalten: "Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen". So waren dann u.a. Besuche der Museen begehrtes Ziel der Sangesfreunde. Wohl besonders das "Grüne Gewölbe", die Schatzkammer August des Starken, mit seinen Kostbarkeiten oder die Gemäldesammlungen im Zwinger waren einige der vielfältigen Ziele.

Unser Konzert auf dem Hotelschiff "Florentina" am Abend bildete den beeindruckenden Abschluß dieser gelungenen Konzertreise.



9. Tag


Ein langer Reisetag lag wieder vor uns. Regenwetter ließ uns den Abschied von Dresden leicht werden.

Dem Chronisten klingen noch die vielen, vielen treffenden und humorvollen Kommentare auf die verschiedenen Situationen und einzelne Chorfreunde im Ohr, von heftigen Lachsalven quittiert, die berichtenswert gewesen wären, würde nicht der Zwang zu einer Beschränkung auf das wesentliche Geschehen dies verbieten.

Bei der Ankunft in Lübschen Gefilden konnte wohl jeder für sich das Resümee ziehen, daß er wieder einmal an einer Reise hatte teilnehmen können, die die Chorgemeinschaft ungemein gefördert hatte. Diese verschworene Gemeinschaft ist es dann sicherlich auch, die zu außergewöhnlichen Leistungen letztlich befähigt.